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Inklusive Kindertagesstätte als Passivhaus in Mettmann

Eingebettet in naturnah angelegte Außenanlagen mit ca. 5.800 m² Spiel - und Erlebnisraum befindet sich die eingeschossige, barrierefreie Passivhaus Kindertagesstätte mit Familienzentrum in Trägerschaft von Stadt und Kreis Mettmann.

Autor
Andreas Bernhardt

Kreisstadt Mettmann
Technisches Gebäudemanagement

Eine dem inklusiven pädagogischen Konzept angepasste, anspruchsvolle Innenarchitektur fördert das Lernen, Spielen und Entwickeln der bis zu 106 Kinder, die hier auf einer Nutzfläche von 1906 m² betreut werden.

Die nachhaltige Bauweise zeichnet sich aus, durch die Verwendung von Holztafelbauelementen mit Dämmstoffen aus Zellulose und die darauf abgestimmte Haustechnik wie Photovoltaikanlage, Sole/ Wasserwärmepumpe und Regenwassernutzungsanlage.

Auch im Innenraum sind überwiegend natürliche Materialien eingesetzt worden. Nach einem Jahr Bauzeit wurde die Einrichtung im Februar 2014 in Betrieb genommen.

Energie
Das Energiekonzept sollte zukunftssicher, passivhaustauglich und abgestimmt auf eine differenzierte Nutzung des Gebäudes sein.

Im Ergebnis wird nun die Wärmeerzeugung durch eine elektrisch betriebene Sole / Wasser Wärmepumpe in monovalenter Betriebsweise realisiert. Als Wärmequelle dienen Erdsonden mit einer Gesamtlänge von 400 Bohrmetern. In Verbindung mit den kombinierten Decken Heiz – und Kühlelementen ist so ein angenehmes Raumklima - auch bei hohen sommerlichen Temperaturen - gewährleistet. Der prognostizierte jährliche Endenergiebedarf zum Heizen liegt bei 7.100 kWh oder umgerechnet ca. 710 Litern Heizöl. Die Photovoltaikanlage mit 98 kWp erzeugt jährlich ca. 70.000 kWh elektrische Energie, sodass bilanziell von einem Plusenergiehaus gesprochen werden kann. Das warme Wasser wird ergänzend zur PV Anlage dezentral, elektrisch erzeugt. Eine zukünftige Ladestation für Elektrofahrzeuge erhöht die Eigenstromnutzung und rundet das Energiekonzept des Kindergartens ab.

Raumklima
Ein ausgeglichenes Raumklima wird realisiert durch eine Gebäudehülle in Passivhausqualität mit U-Werten von 0,084 – 0,12 W/m²K und eine darauf abgestimmte Anlagentechnik. Die Sole/Wasser Wärmepumpe mit passiver Kühlfunktion versorgt kombinierte Decken Heiz- und Kühlelemente.Der passive Kühlbetrieb über diese Elemente setzt bei Außentemperaturen über 25 °C ein und kann individuell in den Räumen geregelt werden. Das steigert den Komfort und regeneriert das Temperaturniveau der Erdsondenanlage.

Über ein zentrales Lüftungsgerät mit Wärmerückgewinnung über Kreuzstromwärmetauscher und Nachheizregister wird in allen Räumen für einen angenehmen Luftwechsel gesorgt. Die Nutzung von Zu- und Ablufträumen mit Überströmbereichen minimiert die Lüftungskanallängen und sorgt für optimierte Luftmengen gerade auch im Winter. Der außenliegende Sonnenschutz verhindert ein Überhitzen der Räume im Sommer.

Aufgrund der leichten Bauweise des Gebäudes wurde der Estrich mit einer Stärke von 8 cm eingebaut, um auch den Fußboden als massives Speicherelement nutzen zu können. Eine Begrünung des Flachdaches ist zu einem späteren Zeitpunkt vorgesehen, sodass der sommerliche Hitzeschutz noch zusätzlich verbessert wird.

Gestaltung
Das Gebäude mit 1908 m² Nutzfläche integriert sich in das landwirtschaftlich geprägte Umfeld. Passend dazu wurden Fassaden abwechselnd in Holz und Hochdrucklaminatplatten ausgeführt und der eingeschossige Grundriss sternförmig in vier Gruppenbereiche mit entsprechenden Sanitär- und Nebenräumen sowie einem Verwaltungsbereich mit Küche und Büros unterteilt. Diese Bereiche sind durch das zentrale Atrium - als Kommunikationsraum mit großer Spielebene und Bühne - auf direktem Wege miteinander verbunden.

Die Umsetzung eines aufwendigen Farbleitkonzeptes macht den Kindern in allen Gruppen die Orientierung innerhalb des Gebäudes sehr leicht. Durch den Einsatz von natürlichen Materialien wie Holz und Linoleum sowie durch ausgewogene Farbkompositionen und angenehme Lichtverhältnisse entsteht eine kindgerechte, warme Atmosphäre. Themenräume mit „Schaufenstern“ zum Atrium laden zum Entdecken ein und präsentieren die „Werke“ der Kinder. Motorik und Bewegung werden durch Mehrzweck – und Therapieräume sowie durch individuell entworfene Spiellandschaften unterstützt und gefördert.

Die Außenanlagen bilden einen naturnahen Erlebnisraum, bei deren Gestaltung an die Innenraumkonzeption angeknüpft wurde. Vielfältige Spiel- und Bildungsräume fächern sich um das Gebäude herum auf. Die Gestaltung berücksichtigt die Bedürfnisse und Fähigkeiten auch von Kindern mit Behinderung. Für die kleineren Kinder stehen Flächen in der unmittelbaren Nähe der Gruppenräume zur Verfügung, während die größeren Kinder Angebote unter anderem auch auf dem bestehenden, bewaldeten Hang finden. Die Spiellandschaft zeichnet sich aus durch kindgerechte Dimensionen, Materialvielfalt und Multifunktionalität vieler Elemente sowie durch Trennung der Bereiche für Bewegung, Rollenspiele, kreative Betätigung, Sinnenswahrnehmung und begleitetes Experimentieren. Dazu gehören u.a der Bauspielplatz, Feuerstelle, Wasserläufe mit Matschplätzen, Baumhaus, Sandbereiche für Klein und Groß, Schaukeln und Vieles mehr.

Eckdaten

  • 1908m² Nutzfläche
  • barrierefrei für eine inklusive Betreuung auch behinderter Kinder
  • Naturnah angelegte Außenanlagen
  • 7 Gruppen
  • Holztafelbau als Passivhaus
  • Sole / Wasserwärmepumpe mit passiver Kühlung
  • PV Anlage 98 KWp
  • RLT Anlage mit WRG zertifiziert nach PHI
  • Regenwassernutzung für Toiletten und Außenanlagen
  • Betrieb der Kita von Stadt und Kreis Mettmann
  • Vorgerüstete Ladestation für Elektrofahrzeuge

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