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Öffentliche Gebäude: Wichtiges Handlungsfeld für eine erfolgreiche Energiewende

Die Gebäude der öffentlichen Hand gehören gerade auf kommunaler Ebene zu unserem Lebensalltag: sei es das Bürgeramt im Rathaus, die Schule oder die kommunalen Wohnungsbauten. Entsprechend groß ist ihre Anzahl: Deutschlands Städte und Gemeinden verfügen über rund 175.000 Nichtwohngebäude und geben pro Jahr ca. vier Milliarden Euro für die Wärme- und Stromversorgung dieser Liegenschaften aus. Ihr Betrieb ist also mit erheblichen Energiekosten verbunden.

Autor
Christian Müller

Deutsche Energie-Agentur GmbH
Teamleiter Energieeffiziente Gebäude

Fast die Hälfte der kommunalen Gebäudeflächen entfällt dabei auf die Gruppe der Bildungsbauten (Schulen, Kindergärten, Fort- und Weiterbildung), was entsprechende Kosten für Betrieb und Instandsetzung, auch abseits energetischer Fragen, bedeutet. So weisen die Schulen nach dem KfW-Kommunalpanel 2018 einen Investitionsrückstand von fast 48 Mrd. Euro in Städten und Gemeinden auf. Entsprechend groß ist das wirtschaftliche Einsparpotenzial im Bereich der Gebäude – nicht nur in Kommunen.

Aber nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen ist die öffentliche Hand ein wichtiger Akteur für eine erfolgreiche Energiewende. Denn bei der Umsetzung von europäischen und nationalen Energiewende- und Klimaschutzzielen kommt ihr eine wichtige Vorbildrolle zu: sei es beispielsweise über kommunale Stadtwerke im Rahmen der Energieerzeugung oder als Energieverbraucher durch einen optimierten Umgang mit Energie.

Dabei steht über allen Maßnahmen ein gemeinsamer politischer Wille von Bund, Ländern und Gemeinden, das Thema Klimaschutz ernst zu nehmen. Zudem sind sie Vorreiter und damit auch Vorbild, indem sie Konzepte und Maßnahmen umsetzen, die bereits heute die Klimaneutralität in den Mittelpunkt rücken. Ein Großteil der Akteure nimmt diese Aufgabe gerade im Gebäudesektor sehr ernst. Zur Wirklichkeit gehört es auch, dass in der Regel kein festes Budget für die Umsetzung von Energieeffizienz- und Klimaschutzmaßnahmen zur Verfügung steht.

Nur wenn die öffentliche Hand sich diesen Themen verschreibt und es einen politischen Willen zur Bearbeitung gibt, findet in der Regel auch ein integriertes fachübergreifendes Handeln statt und werden entsprechende Ressourcen zur Verfügung gestellt.

Kommunales Leuchtturmprojekt
Angesichts der hohen Kosten und Treibhausgasemissionen im öffentlichen Gebäudebestand ist es entscheidend, das Augenmerk auf die energetische Sanierung des Gebäudebestands zu richten und insbesondere die Synergien ohnehin anstehender Instandhaltungen und Modernisierungen für mehr Energieeffizienz zu nutzen. Dazu können nicht zuletzt auch Leuchtturmprojekte beitragen, vor allem auf der Maßnahmen- und Prozessebene. Ein solches Vorbildprojekt hat beispielsweise die Kleinstadt Hude in der Metropolregion Bremen-Oldenburg mit Hilfe von Contracting umgesetzt.

Dabei stand die 16.000 Einwohner große niedersächsische Stadt vor der Herausforderung, der sich viele Städte und Gemeinden in Deutschland stellen müssen: Wie kann es einer Kommune gelingen der Vorreiterrolle beim Thema Energiewende angesichts begrenzter personeller und finanzieller Ressourcen gerecht zu werden? Die Stadtverwaltung setzte dabei auf das Know-how und die Investitionskraft eines Contractors, um insgesamt neun Liegenschaften in einen Energiespar-Contracting-Pool einzubringen. Dazu gehörten unter anderem solch zentrale Immobilien wie das Rathaus, ein Kindergarten und verschiedene Schulen.

Nach erfolgreicher Ausschreibung startete der Contractor 2010 mit seinen Maßnahmen, in deren Mittelpunkt die Modernisierung der Heizungs- und Beleuchtungstechnik sowie der Neuaufbau einer einheitlichen übergeordneten Gebäudeleittechnik standen. Dazu investierte er rund 250.000 Euro in moderne Technik, um die jährliche Einspargarantie von 31.000 Euro zu gewährleisten. Die Hauptleistungsphase endet im Jahr 2022. Für die Kommune hat sich das Modell bereits heute dank des Zugewinns an Know-how und der garantierte Einsprarung ausgezahlt.

Rolle der Förderung und Herausforderung öffentlicher Klimaschutz
Auch die Nutzung bestehender Förderangebote ist ein wichtiger Schlüssel für die öffentliche Hand. So stellt der Bund über die Kommunalrichtlinie sowie über die BAFA und die KfW attraktive Förderangebote zur Verfügung, die aber noch besser aufeinander abgestimmt und noch stärker an die kommunale Verwaltungswirklichkeit angepasst werden sollten. Auch die stärkere Förderung von systematischen Ansätzen, wie beispielsweise durch Einführung von Energiemanagementsystemen, kann zur Hebung der Effizienzpotenziale beitragen. Seit Herbst 2018 gibt es hierzu im Rahmen der vom Bundesumweltministerium ausgerufenen Kommunalrichtlinie ein neues Förderangebot, welches diesen Ansatz unterstützt.

Und dennoch müssen gerade die Kommunen bei der konkreten Umsetzung von Effizienz- und Klimaschutzmaßnahmen viele Hindernisse überwinden: Sicherstellung der Finanzierung der Effizienzinvestitionen vor allem in finanzschwachen Kommunen, geringe Anreize für Sanierungsmaßnahmen über den Standard der Energieeinsparverordnung hinaus, fehlende personelle Ressourcen in der Verwaltung sowie das Nutzer-Investor-Dilemma, insbesondere im Schulbereich. So sind viele Kommunen personell, fachlich und finanziell nicht in der Lage, umfassende Maßnahmen in einem kurzen Zeitrahmen umzusetzen. Umso wichtiger ist es, dass hier Bund, Länder und Multiplikatoren in ihrem jeweiligen Wirkungsbereich ihre Hilfe anbieten: sei es in Form von Förderangeboten, Austauschplattformen oder durch Entlastung von kommunalen Aufgaben. Denn ohne Zweifel ist das Fernziel eines klimaneutralen Gebäudebestands eine enorme Aufgabe, die nur in konzertiertem Handeln aller Beteiligten bewältigt werden kann. Dabei kann die gesamte öffentliche Hand mit gutem Beispiel vorangehen, um Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen zum nachhaltigen Umgang mit Energie zu motivieren.

Kleine Kniffe

Mit verschiedenen Angeboten unterstützt die dena die öffentliche Hand bei der energetischen Sanierung von Gebäuden:

etwa in Form des dena-Kompetenzzentrums Contracting unter www.kompetenzzentrum-contracting.de
oder über die Angebote für energieeffiziente Kommunen unter www.energieeffiziente-kommune.de

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