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Klimaanpassung in der Beschaffung

Das Projekt „Klimaanpassung bei Großveranstaltungen“ (KlAnG) erkundet beim Kirchentag notwendige Veränderungen

Autor

Diplom-Geograph Christof Hertel
Christof Hertel unterstützt den Kirchentag seit dem Ruhrgebiets-Kirchentag im Jahr 1991.

Sturmböen, Hitzegewitter und Temperaturen beständig über 30 Grad – nicht nur für die Teilnehmenden der Kirchentage in Stuttgart 2015 und Berlin-Wittenberg 2017 eine Herausforderung, sondern auch für die Veranstaltungsorganisation. Wetterextreme, die sich im Rahmen des Klimawandels noch verstärken und häufiger auftreten werden, bringen besondere Gefahren mit sich. Trockenheit birgt Brandgefahr, die Temperaturen in nicht-klimatisierten Zelten können zu Dehydrierung und Hitzeschlägen von Gästen führen, durch Starkregen können Veranstaltungsflächen überflutet werden.

Im Rahmen des Projekts „Klimaanpassung von Großveranstaltungen“ (KlAnG) widmet sich der Deutsche Evangelische Kirchentag in Zusammenarbeit mit der Stadt Dortmund den Fragen der Klimaanpassung. Welche Maßnahmen sind notwendig, um auf die Folgen des Klimawandels adäquat zu reagieren? Dazu gehört es auch, geltende Sicherheitskonzepte zu überprüfen und an die Gefahren des sich verändernden Klimas anzupassen.

Ziel des KlAnG-Projekts ist es, Maßnahmen zu identifizieren und auf dem Kirchentag in Dortmund zu testen, mit denen Beeinträchtigungen von Großveranstaltungen durch die Folgen des Klimawandels vermieden werden sollen. Zur Bestandsaufnahme wurde eine bundesweite Umfrage bei Veranstaltern und Stadtverwaltungen durchgeführt.

Auch intern wurde eine umfangreiche Bestandsaufnahme des Ist-Standes erhoben und alle Abteilungen der Geschäftsstelle in Dortmund befragt. Da der Kirchentag nicht selbst Eigentümer der Büro- und Veranstaltungsflächen ist, sind mögliche Eingriffe in die Infrastruktur durch den Kirchentag beschränkt. Hier kann nur Einfluss auf und Informieren von den Eigentümern (Kirchengemeinden, Messegesellschaften, etc.) ausgeübt werden.
Größere Gestaltungs-möglichkeiten konnten im Bereich der Beschaffung identifiziert werden.
Diese Möglichkeiten sind vieldimensional: Einerseits müssen sich die notwendigen Produkte und Dienstleistungen ändern, andererseits muss die Produktions- und Lieferketten auch unter veränderten Klima-Bedingungen und bei häufigeren und stärkeren Extremwetterereignissen funktionieren. Auch Kostenstrukturen können sich verändern und zwar nicht nur zu Ungunsten des Beschaffenden.

So versucht der Kirchentag beispielsweise, im Außenbereich Produkte einzusetzen, die ein besonders hohes Rückstrahlungsvermögen haben und so die Wärmeproduktion reduzieren. Die benötigte Fahrzeugflottte soll insbesondere mit hellen Farben ausgestattet werden. Ähnliche wird auch bei anderen Bereichen, wie temporäre Bauten und (Kühl-) Containern, verfahren.

Für Helfer*innen wird einerseits der Sonnen- wie auch der Regenschutz verbessert, was zu höheren Anforderungen an die beschafften Produkte führt. Gleichzeitig kann aber auch eine verbesserte Kommunikation dazu führen, dass mehr Helfer*innen für wechselndes Wetter sensibilisiert sind und sich bereits mit Sonnenschutz, Wasserflasche und Regenjacke auf den Weg nach Dortmund machen.

Produktions- und Lieferketten sind bei den Produkten, die speziell für den Kirchentag hergestellt oder individualisiert werden besonders vulnerabel. Da dies jedoch nicht nur für Klimarisiken gilt, sondern auch für andere Produktions- und Transportstörungen, ist sowieso eine ausreichend lange Frist und Puffer in die Bestellabläufe eingebaut. Ärgerlich und dem Schutz des Klimas abträglich ist es jedoch, wenn Produktionsverzögerungen durch Luftfrachttransporte wieder aufgeholt werden müssen. Um dies aus ökonomischen wie ökologischen Gründen zu verhindern, wird beim Kirchentag - wo möglich - Regionalität großgeschrieben und auch so Risiken minimiert. Zumal viele Veranstaltungsgüter und Publikationen verderbliche Ware sind: Sie sind nutzlos, wenn sie erst nach der Veranstaltung eintreffen.

Klimaanpassung bedeutet insofern auch eine Chance zur Reorganisation und Minimierung von Risiken und somit eine Verbesserung der Qualität für die Veranstaltung und die Besucher*innen

Am Ende des Projekts wird ein Leitfaden für die Klimaanpassung von Großveranstaltungen erstellt, der Anwendern dabei hilft, ihre Großveranstaltung an die Folgen des Klimawandels anzupassen.

Das Projekt KlAnG gehört bundesweit zu den kreativsten und innovativsten Ideen und wird als „Kommunales Leuchtturmvorhaben“ im Rahmen der Deutschen Anpassungsstrategie (DAS) vom Bundesumweltministerium unterstützt.

Weitere Informationen: unter kirchentag.de/klang und während des Kirchentages in Dortmund.

 

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