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Niedrigzins und Nachhaltigkeit

Kirchliche Anleger müssen große Herausforderungen meistern: Sie sollen Erträge erzielen, ohne dabei die christliche Verantwortung zu vernachlässigen.

Interview

„Kleine Kniffe“ sprach mit

Dominik Göckener,
Direktor der Bereiche Kirche West und Nord-West bei der Bank für Kirche und Diakonie – KD-Bank

 

Herr Göckener, Richtschnur Ihres Handelns als KD-Bank sind christliche Grundwerte. Wie sieht der Umgang mit Geld auf der Basis christlicher Wertmaßstäbe genau aus? Was beachten Sie dabei?

Wir sind eine Genossenschaftsbank, die von engagierten Menschen aus der Evangelischen Kirche und der Diakonie initiiert wurde. Zu unseren Gründern zählt u.a. Martin Niemöller, der streitbare westfälische Theologe, Widerstandskämpfer im dritten Reich und spätere Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Ziel war und ist es bis heute, die Rücklagen und Kapitalanlagen der Kirche als Kredite für diakonische Einrichtungen nutzen zu können.

Ihrer Bank geht es „ausdrücklich nicht um Gewinnmaximierung“, sondern um Nachhaltigkeit. Für Anlagen am Kapitalmarkt setzen Sie auf einen „Nachhaltigkeitsfilter“. Erklären Sie bitte kurz, wie er funktioniert?

Der Nachhaltigkeitsfilter der Bank ist ein Prozess, den wir vor ca. 10 Jahren implementiert haben, um ökologische und soziale Kriterien bei den Geldanlagen bestmöglich zu berücksichtigen. Die klassischen Ziele der Geldanlage: Rendite, Liquidität und Sicherheit werden um die Dimension der Nachhaltigkeit ergänzt.

Wie beschreiben Sie die aktuelle Situation/das Klima fürs Sparen?

Die aktuelle Situation ist für Geldanleger natürlich dramatisch. Die mit sicheren Anlagen zu erzielenden Renditen liegen in Deutschland unterhalb der Inflationsrate. Damit verlieren Gelder, die auf Sparkonten angelegt sind, zurzeit effektiv an Wert. Deshalb gibt es den Reflex, in Anlagen mit höheren Risiken oder alternativ in extrem kurzfristige oder auch sehr langfristige Anlagen auszuweichen.

Inwieweit empfehlen Sie eine Anlage in Aktien?

Wir raten unseren Kunden, ihre Geldanlagen zu streuen. Dabei spielen auch Investitionen in Aktien eine Rolle. Wichtig dabei ist jedoch immer auch die Betrachtung der ethisch-nachhaltigen Dimension.

Müssen Anleger bei ethisch-nachhaltigen Werten mit Renditeeinbußen rechnen?

Anleger, die ethisch-nachhaltige Kriterien berücksichtigen, haben keinen Renditenachteil gegenüber konventionellen Anlegern. Die Universität Kassel hat das unlängst in einer Meta-Studie bestätigt, die 35 empirische Studien zu nachhaltigen Anlagen untersucht hat. Wir sind davon überzeugt, dass sich langfristig die Unternehmen am Markt durchsetzen werden, die ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell haben, die sich an Regeln und Gesetze halten und die Mitarbeitenden und Zulieferer anständig behandeln. Falls Unternehmen das nicht tun, ergeben sich immense Risiken für Investoren. Die negativen Kursentwicklungen von RWE, die die Energiewende verschlafen haben, und Volkswagen, die vom „Dieselgate-Skandal“ erschüttert wurden, sind aus unserer Sicht eindrucksvolle Beispiele.

Was bieten Sie kirchlichen Anlegern konkret?

Wir raten unseren Kunden, ihre Vermögensanlagen regelmäßig zu überprüfen. Unsere Experten bieten eine Analyse auf Basis der sogenannten Portfoliotheorie an. Investoren können durch die optimale Streuung von Anlagen Risiken bei gleichbleibender oder sogar höherer Rendite reduzieren. Zudem stellen wir unseren Kunden Informationen über die Nachhaltigkeits-Performance von Unternehmen, die von der unabhängigen Ratingagentur oekom research erhoben werden, zur Verfügung.

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