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Mit Klimaschutzkonzepten in Richtung nachhaltige Beschaffung

An die Förderprogramme der Nationalen Klimaschutzinitiative des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) können kirchliche Antragsteller seit 2008 Anträge für die Erarbeitung von integrierten Klimaschutzkonzepten und Klimaschutz-Teilkonzepten sowie die Durchführung von investiven Maßnahmen stellen. Einen Schwerpunkt der vergangenen Jahre umfasst – neben den investiven Maßnahmen – insbesondere die Förderung der Erstellung und späteren Umsetzung von Klimaschutzkonzepten. So liegen für sechs Bistümer und 13 Landeskirchen mittlerweile Klimaschutzkonzepte vor, die über die Homepage des Projektbüros Klimaschutz der EKD abgerufen werden können.

Autor
Dr. Oliver Foltin

Wissenschaftlicher Referent im Arbeitsbereich Frieden und Nachhaltige Entwicklung der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST)
Leiter des Projektbüros Klimaschutz der EKD.

Klimaschutzkonzepte als Basis für weitere Schritte
Klimaschutzkonzepte haben zwei wesentliche Aspekte: Erstens dienen sie dazu, den Ist-Zustand des Energieverbrauchs und der Treibhausgasemissionen in den Bereichen Liegenschaften, Mobilität und Beschaffung zu bestimmen. Auf Grundlage einer solchen Bilanz kann festgelegt werden, wie viel CO2-Emissionen zukünftig innerhalb einer Landeskirche oder eines Bistums reduziert werden sollten, damit festgelegte CO2-Reduktionsziele erreicht werden. Zweitens wird ein umfangreiches Maßnahmenbündel vorgelegt, mit dessen Hilfe die Senkung der Treibhausgasemissionen erreicht werden kann. Die Maßnahmen reichen von der Umstellung auf Ökostrom über die stufenweise Sanierung des Gebäudebestandes, Durchführung von Energiechecks, hydraulischem Abgleich und Heizungspumpentausch, Carsharing von Dienstfahrten bis hin zur Einführung von Job-Tickets und der Erarbeitung von Richtlinien für ökofaire Beschaffung.

Ermittlung des kirchlichen Beschaffungsvolumens
Neben den Bereichen Immobilien und Mobilität ist auch das Thema Beschaffung ein nicht unwesentlicher Bestandteil solcher Klimaschutzkonzepte. Für Erhebungen im Bereich Beschaffung werden neben den Kirchenverwaltungen auch insbesondere Kirchengemeinden nach ihrem Einkaufsverhalten befragt. Dafür werden stichprobenartig einzelne Produkte und Produktgruppen – wie Kopierpapier, Bürogeräte und Lebensmittel – ermittelt. Allerdings ist die Bereitstellung der Emissionsdaten zur Beschaffung in nur kleinem Umfang möglich, da erst relativ wenige Emissionsfaktoren in diesem Bereich wissenschaftlich gesichert vorhanden sind, zudem ist die Verfügbarkeit der Beschaffungsdaten durch Verwaltungen und Kirchengemeinden sehr lückenhaft. Daher ist dieser Bereich in erster Line zur Veranschaulichung gedacht. Der Anteil des Bereichs Beschaffung an den CO2-Emissionen einer Landeskirche oder eines Bistums liegt in der Regel bei 5-10 Prozent. Rund 70-80 Prozent entfallen auf den Energieverbrauch der Gebäude und auf die Mobilität etwa 10-25 Prozent.

Maßnahmen in Richtung klimafreundlicher Beschaffung
Obwohl Beschaffung also nur mit rund zehn Prozent zur Klimabilanz beiträgt, darf dieser Bereich nicht ausgeklammert werden. Für die praktische Umsetzung gibt es zahlreiche Maßnahmen, die in den Klimaschutzkonzepten vorgeschlagen werden.

Empfehlungen für klimafreundliche und ökofaire Beschaffung

  • Bildung einer Arbeitsgruppe zur klimafreundlichen und ökofairen Beschaffung von Produkten, Service- und Dienstleistungen sowie Ausarbeitung einer entsprechenden Beschaffungsempfehlung bzw. Richtlinie für Kirchengemeinden und Einrichtungen.

Schulungen zur klimafreundlicher und ökofairer Beschaffung

  • Organisation von Schulungen zum Thema klimafreundlicher und ökofairer Beschaffung.

Beschaffung verbrauchsarmer Beleuchtungskörper

  • Umrüstung von Liegenschaften mit verbrauchsarmen Beleuchtungen auf Basis von vorangegangenen Untersuchungen und Analysen (aktuell gefördert aus Mitteln der Nationalen Klimaschutzinitiative).


Pilotprojekte zur klima- und umweltfreundlichen Beschaffung

  • Durchführung von Pilotprojekten zur klimafreundlichen und ökofairen Beschaffung von Lebensmitteln, Gütern, Produkten und Dienstleistungen in ausgewählten Kirchengemeinden und Einrichtungen.
  • Anregung von Kooperationsverträgen mit Anbietern, die entsprechende Produkte anbieten (im Büro- wie auch im Energiebereich).

Nutzung von klimafreundlichem Papier

  • Flächendeckende Umstellung von Einrichtungen und Kirchengemeinden auf Papier mit dem Blauen Engel.


Zudem kann das Thema durch unterschiedliche Fortbildungen aufbereitet werden und diese vor allem in den Prozess der Klimaschutzarbeit in den Landeskirchen und Bistümern bewusst integriert werden.

Bei den Beschaffungsmaßnahmen bieten sich folgende Kooperationspartner an:

  • Wirtschaftsgesellschaft der Kirchen in Deutschland, Hannover (www.wgkd.de)
  • Zukunft einkaufen, Schwerte (www.zukunft-einkaufen.de)
  • Servicestelle Öko-fair-soziale Beschaffung, Evangelische Landeskirche in Baden, (Einkaufsportal, Rahmenverträge) (www.wir-kaufen-anders.de)
  • Umweltbundesamt, Dessau (Informationsdienst für umweltfreundliche öffentliche Be-schaffung) (www.beschaffung-info.de)
  • ITK-Beschaffung (Unabhängiges Portal für Leitfäden zur produktneutralen IT-Ausschreibung) (www.itk-beschaffung.de)

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