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Verbraucherzeichen für nachhaltige Textilien

Bei der Produktion von Textilien werden oftmals die erforderlichen Umwelt- und Sozialstandards nicht hinreichend eingehalten. So gehört der Einsatz von giftigen Pestiziden und anderen gesundheitsgefährdeten Chemikalien sowie Arbeitszeiten der Arbeiterinnen und Arbeiter von 90 Stunden pro Woche nach wie vor vielfach zum Arbeitsalltag in den Textilfabriken zahlreicher Entwicklungs- und Schwellenländer.

Autor
Dr. Oliver Foltin

Wissenschaftlicher Referent im Arbeitsbereich Frieden und Nachhaltige Entwicklung der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST)
Leiter des Projektbüros Klimaschutz der EKD.

Als Verbraucherin oder Verbraucher ist es aber durchaus möglich, mit dem eigenen Konsumverhalten Einfluss auf diese Bedingungen zu nehmen und Produkte zu kaufen, die entsprechende (Mindest-)Standards in der Produktionskette einhalten. Im Bereich Textilien existieren zahlreiche Siegel und Standards, die mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Kriterien aufwarten, so dass es auf den ersten Blick nicht eindeutig klar ist, was sich genau dahinter verbirgt. Einen ersten Überblick soll die nachfolgende Zusammenstellung von fünf in Deutschland verbreiteten Siegeln geben. Weitere Informationen vermitteln auch zahlreiche Portale im Internet, von denen die Christliche Initiative Romero und Siegelklarheit  an dieser Stelle exemplarisch genannt werden.

Global Organic Textile Standard (GOTS)

Mit dem im Jahr 2008 gegründeten Global Organic Textile Standard (GOTS) werden Textilien, die aus biologischen Naturfasern erzeugt werden, ausgezeichnet. Festgelegt werden hierzu umwelttechnische Anforderungen entlang der gesamten Produktionskette der Textilien. Zugleich sind aber auch entsprechende Sozialkriterien einzuhalten. Zertifiziert werden Textilprodukte, wenn diese mindestens zu 70 Prozent aus biologisch erzeugten Naturfasern bestehen. Zudem müssen alle chemischen Zusätze, wie etwa Farbstoffe und Hilfsmittel, bestimmte umweltrelevante und toxikologische Kriterien einhalten. Neben den ökologischen müssen von den Verarbeitungsbetrieben auch verschiedene soziale Mindestkriterien – wie etwa die Einhaltung der Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) – sichergestellt werden. Im Rahmen von Vor-Ort-Inspektionen durch unabhängige, speziell akkreditierte Prüfinstitute und die Zertifizierung von Verarbeitungsbetrieben, Herstellern und Händlern wird die Einhaltung der Kriterien überwacht.

www.global-standard.org/de

Oeko-Tex Standard

Das 1992 gegründete Oeko-Tex-Label zeigt Konsumenten hauptsächlich auf, dass es sich um schadstoffgeprüfte Textilprodukte handelt, die gesundheitlich unbedenklich sind. Zugleich stellt der Kriterienkatalog des Labels für Unternehmen aus der Textil- und Bekleidungsindustrie einen fundierten Maßstab für die einheitliche Beurteilung möglicher Schadstoffe in Textilien dar. Dargeboten werden verschiedene Textil-Label, die sich hinsichtlich ihrer inhaltlichen Ausgestaltung unterscheiden und unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Dazu gehören unter anderem der „STANDARD 100 by OEKO-TEX“ mit einem Schwerpunkt auf die gesundheitliche Unbedenklichkeit der Textilien, das „Sustainable Textile Production (STeP) by OEKO-TEX“, das insbesondere nachhaltige Produktionsbedingungen in den Produktionsbetrieben bewertet und das „MADE IN GREEN by OEKO-TEX“, welches aufzeigt, dass das Produkt sowohl auf Schadstoffe geprüft, als auch nachhaltig produziert wurde. In Deutschland erfolgt die Prüfung der Textil-Label durch die Hohenstein Institute. Dieses gehört zu den Gründungsmitgliedern der weltweiten Oeko-Tex Gemeinschaft.

www.oeko-tex.com

Cotton made in Africa (CmiA)

Das 2005 gegründete Siegel Cotton made in Africa (CmiA) beachtet ökologische, soziale und zudem auch ökonomische Aspekte des Baumwollanbaus und des anschließenden Verarbeitungsprozesses. Das Ziel von CmiA ist es, die Lebensbedingungen der Baumwollbauern in Afrika zu verbessern und dabei umweltschonende und nachhaltige Anbautechniken zu vermitteln. Sowohl die Anbauer der Baumwolle als auch die Betriebe für die Weiterverarbeitung müssen entsprechende ökologische und soziale Kriterien erfüllen, die regelmäßig überprüft werden. Der Anforderungskatalog ist zweistufig aufgebaut. Neben Ausschlusskriterien, die die grundsätzliche Teilnahme am Siegel festlegen, sind noch weitere Nachhaltigkeitskriterien zu berücksichtigen. Hierbei ist es möglich, sich kontinuierlich zu verbessern, wenn bestimmte Aspekte noch nicht umfänglich eingehalten werden. Zusätzlich müssen die Partner für den „CmiA-Organic Standard“ die Kriterien des biologischen Landbaus nach EG-Öko-Basisverordnung (EG) Nr. 834/2007 und Global Organic Textile Standard (GOTS) erfüllen.

www.cottonmadeinafrica.org/de/

Fair Wear Foundation (FWF)

Mit dem 1999 eingeführten Siegel werden Produkte gekennzeichnet, bei denen nach Möglichkeit auf jeder Stufe der Produktionskette die Einhaltung von ILO-Konventionen überwacht wurde. Als primäres Ziel hat sich die Fair Wear Foundation (FWF) gesetzt, mit Hilfe des Siegels schrittweise die Arbeitsbedingungen (Arbeitspraktiken und Rechte von Arbeitnehmern) in der Textilindustrie zu verbessern. Der Hauptbestandteil der Zusammenarbeit zwischen FWF und den Mitgliedern besteht in der Einhaltung eines „Code of Labour Practices“, zu dem sich die Mitglieder verpflichten. Dieser basiert auf den Konventionen der ILO und der UN-Menschenrechtserklärung. Die Überwachung dieser Vorgaben ist dreigeteilt. So gibt es neben der Kontrolle der Einhaltung der Kriterien an den jeweiligen Produktionsorten zusätzlich ein Beschwerdemanagement für die Arbeitnehmer/innen in den Produktionsländern sowie eine Prüfung der Organisationsstruktur der Mitgliedsunternehmen selbst.

www.fairwear.org

Fair Trade

Zu dem bekanntesten Siegel, mit dem fair gehandelte Produkte ausgezeichnet werden können, gehört in Deutschland das Fairtrade-Siegel von TransFair. Die Standards beziehen sich auf die drei Dimensionen Soziales, Ökonomie und Ökologie. Mit dem „Fairtrade-Cotton-Siegel“ wird Baumwolle ausgezeichnet, die fair angebaut und gehandelt wurde. Zu den Kriterien gehören etwa das Verbot ausbeuterischer Kinderarbeit, stabile Mindestpreise, umweltschonende Produktionsweisen sowie Vorgaben für die Weiterverbreitung der Baumwolle durch die Einhaltung der ILO-Kernarbeitsnormen in der weiteren Lieferkette. Der „Fairtrade-Textilstandard“ soll auch Arbeiterinnen und Arbeitern der Textilindustrie faire Löhne sowie Arbeits- und Sozialstandards gewährleisten. Hierzu sind Kriterien für alle Produktionsstufen bis hin zum fertigen Endprodukt festgelegt worden. Die Anwendung der Standards wird von einer Zertifizierungsgesellschaft vor Ort geprüft und berechtigt die Lizenznehmer – Unternehmen und Lieferanten – entsprechende Produkte mit dem Fairtrade-Siegel zu kennzeichnen.

 

www.fairtrade-deutschland.de/produkte-de/textilien.html

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