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Kein Bio bei KIK und Primark

Wer gedacht hat, die Mitgliedschaft im Textilbündnis würde zu einem Wettlauf um die beste Nachhaltigkeitsperformance unter den Mitgliedsunternehmen führen, ist spätestens seit der Veröffentlichung der ersten Maßnahmenpläne 2018 ernüchtert

Autorin
Dr. Sabine Ferenschild

Wissenschaftliche Mitarbeiterin /Researcher
SÜDWIND e.V. Institut für Ökonomie und Ökumene

Jedes Mitglied des Textilbündnisses musste einen solchen Maßnahmenplan erstellen. Diese wurden von einem externen Dienstleister überprüft und – sofern sie als „plausibel“ eingestuft wurden – ab dem 13. August 2018 sukzessive auf der Website des Bündnisses veröffentlicht.

Bisher (Stand: 23.08.2018) sind 45 Maßnahmenpläne von insgesamt 79 berichtspflichtigen Unternehmen der Kategorie Marken / Handel / Hersteller veröffentlicht worden. Große Mitgliedsunternehmen wie z.B. H&M und Takko fehlen bisher noch unter den veröffentlichten Plänen, folgen aber hoffentlich bald, damit ein Gesamtüberblick möglich wird.
Im Bereich der Fortschrittsberichte, die in diesem Jahr noch freiwillig veröffentlicht werden, sieht es deutlich schlechter aus: bisher haben erst zehn Unternehmen einen solchen Fortschrittsbericht veröffentlicht (Adidas AG, Aldi Nord, Aldi Süd, Gerry Weber, Kettelhack, Otto, Tchibo, Vaude, Primark, Sympatex).

Es haben also noch nicht einmal alle 19 Unternehmen, die im letzten Jahr ihren Maßnahmenplan 2017 freiwillig online stellten, nun dasselbe mit ihrem Bericht über die Umsetzung der geplanten Maßnahmen gemacht. Ein trauriges Kapitel im Textilbündnis!
Schaut man in die Maßnahmenpläne rein, so stellt man sehr unterschiedliche Anspruchsniveaus fest: Die meisten haben sich neben den zehn verbindlichen Zielen für Marken und Handel (bzw. zwölf verbindlichen für Hersteller) zusätzliche empfohlene Ziel gesetzt oder Ziele aus 2017 weitergeführt – beides sehr sinnvoll – sowie zusätzliche freiwillige Ziele gesetzt.

Gerade letzteres reduziert zugleich aber die Vergleichbarkeit, etliche Maßnahmenpläne wirken dadurch auch etwas aufgebläht und voller Dopplungen. Dennoch finden sich hier sehr sinnvolle Maßnahmen wie der vollständige Verzicht auf die wasser- und chemieintensive Faser Elastan (bei der Firma Sympatex), die Überprüfung des Umgangs mit ArbeitsmigrantInnen in Risikoländern in der eigenen Lieferkette (Puma) oder die Zusammenarbeit mit der ACT-Initiative zur Durchsetzung von Tariflöhnen (C&A, Tchibo u.a.).
Im Bereich des verbindlichen Ziels zur Steigerung des Einsatzes nachhaltiger Naturfasern lässt sich vielleicht am ehesten ein direkter Vergleich zwischen den einzelnen Maßnahmenplänen ziehen: Das Bündnis will bis 2020 einen Anteil von 25 % nachhaltiger Baumwolle plus zusätzlich 10 % ökologischer (Bio-)Baumwolle in der Gesamtbeschaffung aller Mitglieder erreichen. Dazu muss jedes Mitglied, das Baumwolle beschafft, einen Beitrag leisten.

Zur Kategorie „nachhaltige Baumwolle“ gehören Standards wie die Better Cotton Initiative, Cotton Made in Africa oder Fairtrade. Von den 45 vorgelegten Maßnahmenpläne der Unternehmen,

  • beschaffen 7 Unternehmen offenbar keine Baumwolle – sie haben kein Steigerungsziel formuliert.
  • 11 Unternehmen zeigen mit einem Steigerungsziel zwischen 0,1 % und 7 % ein recht geringes Anspruchsniveau (NKD, KIK, s.Oliver, Burgschneider, Textilkontor Seidensticker, Koppermann, Kettelhack, Orsay, Primark, Gerry Weber, Engelbert Strauss). 7 dieser Unternehmen beschaffen außerdem gar keine Bio-Baumwolle – zu diesen gehören KIK und Primark.
  • Bei acht Unternehmen liegen die Steigerungsziele zwischen 10- 25 % - sie sind also auf gutem Weg, zu den Nachhaltigkeitszielen des Bündnisses im Bereich Naturfasern beizutragen (Elkline, Esprit, Dibella, Topp Textil, Adler Modemärkte, Greiff Mode, Bierbaum Proenen, Edeka, Schöffel, Wilox Strumpfwaren).
  • 16 Unternehmen wollen in 2018 zwischen 30-100% ihrer Baumwolle aus nachhaltigen Quellen beschaffen (hessnatur, Vaude, adidas AG, Waschbär, Lanius GmbH, Peppermint Holding, Tchibo, Otto, Brands Fashion, Rewe, C&A, Puma, Hakro, Lidl, Aldi Süd, Aldi Nord). Von diesen beschafft nur Adidas gar keine Bio-Baumwolle, während Peppermint Holding, Otto, Hakro und Aldi Nord nur niedrige Beschaffungsanteile zwischen 1-6% nennen.

Da es keine öffentlich zugänglichen Informationen über die Baumwollbeschaffungsmenge der 45 Mitgliedsunternehmen gibt, lässt sich anhand der prozentualen Steigerungsziele nicht sagen, ob damit die Bündnisziele für 2020 erreicht werden können.

Deutlich ist aber, dass einige Unternehmen deutlich ambitionierter sind als andere. Wenn das Textilbündnis zu einem Erfolg wird und zu sozialen und ökologischen Verbesserungen in den Produktionsländern beiträgt, dann wird das nicht zuletzt diesen ambitionierten Unternehmen zu verdanken sein.

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