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Lebenswerte Räume für Menschen

Bis zu 90 Prozent unserer Zeit verbringen wir in Gebäuden. Heißt auch: Gebäude haben einen enormen Einfluss auf unsere Gesundheit, unser Wohlbefinden und unsere Produktivität.

Autor
Felix Jansen

Leiter PR und Kommunikation
Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V.

Die DGNB hat vor diesem Hintergrund von Anfang an in ihrem Zertifizierungssystem menschliche Belange bzw. sozio-kulturelle Kriterien aufgenommen. Sie stehen nach dem Verständnis der DGNB für das nachhaltige Bauen gleichbedeutend neben den Aspekten des Umweltschutzes und der ökonomischen Zukunftsfähigkeit. Beim Bauen geht es um nicht weniger als um die Lebensqualität für den Menschen – zu Hause, beim Arbeiten und in der Freizeit.
Leider ist es auch heute noch so, dass menschliche Bedürfnisse viel zu selten eine zentrale Rolle bei der Gestaltung von Gebäuden oder deren Umbau einnehmen. Zu häufig werden Gebäude als rein funktionelle Aufenthaltsorte oder nur als Anlagevermögen begriffen.

Den Menschen über alle Phasen im Lebenszyklus eines Gebäudes in den Mittelpunkt des Bauprozesses zu stellen und sich auf den eigentlichen Sinn und Zweck unserer gebauten Umwelt zu besinnen, das sollte ganz natürlich der wesentliche Maßstab sein, wenn es darum geht, qualitätsvolle Gebäude zu erschaffen. In Gebäuden sollten sich Menschen wertgeschätzt fühlen, erholen, soziale Kontakte pflegen und ihre individuellen Talente kreativ und produktiv entfalten können. Gebaute Räume sollten sich außerdem flexibel an die Bedürfnisse der Menschen anpassen und nicht umgekehrt. Das gilt für Bürogebäude gleichermaßen wie für Wohnungen oder Versammlungsstätten, für Einkaufszentren oder Hotels genauso wie für Krankenhäuser, Schulen, Kitas oder kirchliche Einrichtungen.

Wie lässt sich nun praktisch erreichen, dass wir unsere Gebäude ein Stück weit lebenswerter gestalten? Im Wesentlichen geht es darum, alles an einem Bau zu reduzieren oder bestenfalls zu vermeiden, was den „Zustand vollständigen, körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens“ (WHO-Definition von Gesundheit) der Gebäudenutzer stört. In Gebäuden sollten Risiko- und Schadstoffe vermieden werden. Gebäude sollten eine gute Luftqualität, angenehme Temperaturen und Lichtverhältnisse sowie individuelle Einflussmöglichkeiten darauf bieten. Dazu eine gute Akustik und einen barrierefreien Zugang für alle.

Gebäude können darüber hinaus auch positive Reize für Nutzer setzen. Dazu gehört beispielsweise eine Architektur, die dazu ermuntert, sich zu bewegen und damit den Körper zu aktivieren. Oder das Einrichten von Räumen und Flächen, die die Interaktion zwischen Menschen fördern. Im besten Fall haben Bauherren und Planer schon in einer frühen Phase die späteren Nutzer zu ihren individuellen Wünschen befragt und diese Erkenntnisse in die Planung mit einfließen lassen.

Kurzum: Nachhaltiges Bauen heißt immer auch Bauen für Menschen. Bauherren und Gebäudebetreibern steht dabei eine große Bandbreite an Ansatzpunkten zur Verfügung, wie sie mit den Gebäuden, für die sie eine Verantwortung tragen, den Menschen eine angemessene Wertschätzung entgegenbringen.

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