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Grüne Hardware für eine nachhaltigere Beschaffung –

Im  Interview: Thomas Gros, CEO und Mitbegründer von circulee und Experte für das Thema Kreiswirtschaft in der IT. Unter dem Credo „Besser als neu“ vertreibt das Berliner Unternehmen seit 2022 generalüberholte IT-Hardware von höchster Qualität an Firmen und Organisationen. Das Ziel: Nachhaltige Alternativen gegenüber Neuanschaffungen von IT-Hardware auch in der beruflichen Welt zu etablieren. Seit der Gründung von circulee konnten bereits über 5.500 generalüberholte Geräte in erstklassiger Qualität in Umlauf gebracht und dadurch mehr als 1.700 Tonnen CO2 gespart werden. Das Interview führte: Thomas Heine

Autor
Thomas Heine

SDG media GmbH

Herr Gros, wie kamen Sie dazu, sich mit circulee für die nachhaltige Beschaffung von IT-Hardware für Unternehmen und Organisationen einzusetzen?

Elektroschrott ist der am schnellsten wachsende Abfallstrom der Erde. Obwohl die Lebensdauer eines IT-Geräts in der Regel inzwischen sehr viel höher ist, tauschen viele Unternehmen ihre Hardware oft alle zwei bis drei Jahre durch Neugeräte aus. Wir haben uns gefragt, wo dieser Hang zum Neukauf herkommt, obwohl Unternehmen und Organisationen doch eigentlich sehr viel sensibler im Umgang mit den Ressourcen sein sollten. Als wir uns den Markt für gebrauchte IT im Unternehmenssektor angesehen haben, stellten wir fest, dass es tatsächlich bis dato kein robustes und modernes Angebot gab, das den Anforderungen von Unternehmen wirklich gerecht wurde – insbesondere mit Blick auf die Geschäftstauglichkeit, also die Qualität der Geräte, die erforderlichen Garantien und den Service für einen reibungslose Integration in den bestehenden Gerätepool. Außerdem konnte man generalüberholte IT bis dahin meistens nur in Einzelstücken erwerben, was für die einheitliche Gerätelandschaft gleicher Modelle und Qualität schwierig ist. So entstand die Idee, mit circulee professionell aufbereitete IT-Hardware speziell für die Ansprüche von Unternehmenskunden anzubieten und ihnen damit nicht nur Kostenvorteile, sondern auch eine bessere Umweltbilanz zu ermöglichen.

 

Wie genau wirkt sich die Beschaffung von generalüberholter IT auf die Ziele des Klima- und Umweltschutzes aus?

Es macht für die Nachhaltigkeit einen großen Unterschied, ob Laptops, Monitore oder Smartphones neu eingekauft werden, oder ob Unternehmen und Organisationen Geräte einsetzen, die sich in ihrem zweiten oder sogar dritten Lebenszyklus befinden. Wir können auf Basis externer und unabhängiger Recherchen die genaue CO2-Bilanz von IT-Geräten ermitteln, einschließlich der Emissionen während ihrer Produktion, der Nutzung und der Logistik. Gerade der Produktionsprozess ist für bis zu 80 Prozent der durch die Geräte verursachten Emissionen verantwortlich. Um ein Gefühl zu geben: Bei einem Monitor werden über 415 Kilogramm CO2 in der Produktion frei, das ist das Äquivalent von etwa drei Inlandsflügen. Weiter lässt sich berechnen, wie sich der Produktionszeitpunkt neuer Geräte bei Verlängerung ihres Lebenszyklus nach hinten verschiebt und wie viel CO2 dadurch eingespart wird. Um diesen Mehrwert für unsere Kundschaft transparent zu machen, haben wir ein digitales Cockpit entwickelt, auf dem Unternehmen und Einrichtungen die genauen Daten ihrer nachhaltigen Gerätelandschaft fortlaufend einsehen können. Viele integrieren diese Informationen inzwischen auch in ihre Nachhaltigkeitsberichte, was uns zeigt: Gebrauchte IT eine Chance zu geben, ist nicht nur wichtig für die Umwelt, sondern auch für die Glaubwürdigkeit. Gleichzeitig schont die Entscheidung natürlich auch die finanziellen Ressourcen.

Sie sprechen viel mit Entscheidungsträgern und den für die IT-Ausstattung verantwortlichen Einkäufern. Welche Vorbehalte begegnen Ihnen noch immer bezogen auf generalüberholte Geräte?

Wir haben tatsächlich sehr viele Entscheider da draußen, die recht konservativ und aus „Angst“ agieren. Vielfach finden wir da ein verankertes Mindset á la „Das haben wir schon immer so gemacht“ oder „wenn ich gute Qualität will, muss ich neu kaufen“. Deshalb müssen wir beständig daran arbeiten, diese Denkweisen zunächst zu ändern. Technische Vorbehalte spielen im Grunde keine große Rolle mehr, da längere Lebenszeiten von IT-Geräten und Fortschritte im Generalüberholungsprozess diese entkräften. Neu ist eben längst nicht mehr zwangsläufig besser! Heutzutage hält Hardware einschließlich des Betriebssystems und der Updates (z.B. Security Patches) erheblich länger als noch vor ein paar Jahren. Bei Laptops kann man mittlerweile von mindestens sechs Jahren ausgehen, einige Hersteller sprechen sogar von acht Jahren. Wenn man es richtig anstellt, steht generalüberholte IT ihrem fabrikneuen Pendant in nichts mehr nach und punktet mit dem ökologischen und finanziellen Mehrwert. Wir müssen Entscheider bewusst informieren, dass professionell generalüberholte IT-Hardware auf der Überholspur ist und eine wirklich leistungsstarke Alternative darstellt. Das sagen auch unsere inzwischen über 900 Kunden.

Mittlerweile gibt es einige Refurbishing Anbieter auf dem Markt. Was macht circulee besonders?

Wir sind derzeit noch immer der einzige Anbieter auf dem Markt, der sein Angebot gezielt auf die Bedürfnisse von Unternehmen und anderen professionellen Organisationen ausrichtet. Dieses Versprechen beinhaltet bei uns sehr hohe Standards in Bezug auf Qualität, Lieferzeiten, den Service, Garantien und zum Schluss auch auf die Preise unserer Geräte. Für uns ist klar, dass gebrauchte Geräte sich nur dann gegenüber Neuware durchzusetzen werden, wenn sie in allen Punkten überzeugen, die für Unternehmen und professionelle Einkäufer relevant sind. Dazu beziehen wir unsere Geräte ausschließlich aus Leasingrückläufen aus professionellem Umfeld und stellen mit einer sorgfältigen TÜV- und ISO zertifizierten 19-stufigen Qualitätskontrolle sicher, dass nur Grade A Ware, also Geräte der höchsten Qualitätsstufe, unsere Lagerhalle verlässt. Bestelltes IT-Equipment wird von uns voreingerichtet und ist binnen maximal drei Werktagen einsatzbereit im Büro oder im Home-Office bei den Mitarbeitenden. In Bezug auf die Beschaffung bieten wir Unternehmen mit einer gewissen Bonität die Möglichkeit, Geräte risikofrei zu testen. Wir versenden ein Gerät und gewähren dem Unternehmen oder dem IT-Administrator 30 Tage Zeit für einen ausführlichen Test. Ist der Kunde zufrieden, kann er das Gerät behalten; andernfalls kann es einfach zurückgeschickt werden. Darüber hinaus setzen wir auf Garantien und Versicherungen, um Risiken zu minimieren.

Wer ist Ihre Zielgruppe? Wer kauft bei Ihnen bereits ein und wie werden die Geräte genutzt?

Unsere Zielgruppen sind vorrangig kleine und mittelständische Unternehmen, die sowohl Kosten sparen als auch einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit leisten wollen. Ein großer Teil unserer Kunden befinden sich im Bereich Gemeinwohl, dem karitativen und dem sozialen Sektor, einschließlich des kirchlichen Bereichs, sowie im Bildungssektor. Dabei muss man klar sagen, dass wir inzwischen sämtliche Branchen, darunter auch Bauunternehmen, IT-Beratungen und viele andere mit unserer Hardware beliefern. Unsere Kunden setzen unsere grüne IT in unterschiedlichsten Szenarien ein, sei es für die klassischen Bürotätigkeiten, im Außendienst oder wie im Beispiel der karitativen Organisationen auch in der direkten Arbeit mit vulnerablen Gruppen.

Bekanntermaßen hat auch die öffentliche Hand in ihrer Beschaffung eine erhebliche Verantwortung zur Vermeidung von Elektromüll und CO2 und auch hier haben wir einen Teil unserer Kundschaft und bedienen erste Kommunen oder Landkreise. Dieses Segment möchten wir noch weiter ausbauen, da auch hier noch erhebliche Mengen an sowohl CO2 als auch Elektromüll eingespart werden können – und weil sich insbesondere auch dort die meisten Tätigkeiten ideal mit generalüberholten Geräten abbilden lassen. In Frankreich gibt es bereits in der öffentlichen Verwaltung eine Quote für den Einsatz von wiederaufbereiteten Geräten, und auch in Deutschland unternehmen einzelne Bundesländer erste wichtige Schritte in Richtung nachhaltiger IT-Beschaffung. Wir erwarten, dass die ESG-Regulierung den Einsatz wiederaufbereiteter IT-Hardware auch in Deutschland bald mandatieren wird, ähnlich wie in Frankreich.

Welche Tipps würden Sie Beschaffern noch mitgeben und was ist aus Ihrer Sicht der erste Schritt, um aktiv zu werden?

(lacht) Ich würde jeder Organisation und jeder Person, die für die Beschaffung von IT-Hardware verantwortlich ist, nahelegen, einmal zu prüfen, ob sie nicht auch generalüberholte Geräte in ihren verschiedenen Anwendungsbereichen einsetzen könnten. Sie werden erstaunt sein, wenn sie feststellen, dass dies beinahe ausnahmslos möglich sein dürfte. Falls Sie Potenzial erkennen, dann einfach zum Hörer greifen oder uns über unser Kontaktformular anfragen. Im persönlichen Gespräch lässt sich dann am besten klären, ob und welche Geräte mit welchen Konfigurationen ihnen dabei helfen können, die Gerätelandschaft ein Stück weit nachhaltiger zu gestalten und obendrein nennenswert Geld einzusparen. Und wie gesagt: Qualifizierte Organisation können obendrein unsere Geräte komplett risikofrei testen – Beschaffung und der Planet können also nur gewinnen!

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