Übersicht Artikel

Im Vergleich: Die Umweltbilanz von Papier und digitalen Medien

Durch die fortschreitende Digitalisierung verändern sich die Medien stetig. Vor 25 Jahren war das gedruckte Wort noch Hauptmedium zur Kommunikation, heutzutage findet man zunehmend digitale Angebote. Trotz der schnellen Entwicklung, haben digitale Medien es nicht geschafft, Papier vollständig aus dem Alltag zu verdrängen. Welche Vorteile bietet Papier uns also und wie wirkt es sich im Vergleich zu den digitalen Medien auf unsere Umwelt aus?

Autorin
Isabella Bigler, Redakteurin und Texterin

Papier transportierte schon immer emotionale Werte, die digitale Medien nicht erreichen. Studien aus der Leseforschung zeigen, dass es uns durch Bildschirme schwerer fällt, uns auf das Gelesene einzulassen. Wir neigen dazu, Texte schnell auf Informationen zu scannen, was besonders für Recherchen hilfreich ist. Das Medium Papier verbindet uns emotional mit der Geschichte, denn hier nehmen wir uns eher Zeit, um zur Ruhe zu kommen und in das zu Lesende einzutauchen. Aber wie schneiden Papier und digitale Medien im Bereich der Klimafreundlichkeit ab? Wir beleuchten die Aspekte Rohstoff-, Wasser- und Energieverbrauch.

Woher unsere Rohstoffe abstammen

Bisher ist Recyclingpapier noch nicht der Standard, daher muss für den Rohstoff-Vergleich von Printmedien davon ausgegangen werden, dass die Hauptressource Holz ist. Der immerhin nachwachsende Rohstoff wird für Deutschland größtenteils aus Wirtschaftswäldern in Skandinavien gewonnen. Das daraus gewonnene Papier wird zu 78 Prozent recycelt.

Rohstoffe für digitale Medien hingegen wachsen nicht nach. Es handelt sich um Edelmetalle und seltene Erden, für dessen Gewinnung lange Transportwege, zum Beispiel aus Zentralafrika, nötig sind. Dort sind die Arbeitsbedingungen häufig schlecht und um an die Rohstoffe zu kommen, kann Regenwald gerodet werden. In Deutschland wird Elektroschrott zu 43 Prozent recycelt, der Rest landet zum Großteil wieder in Schwellenländern.
Printmedien punkten demnach in dieser Kategorie, denn nachwachsende Materialien sind grundsätzlich nachhaltiger als Edelmetalle. Es muss aber auch bedacht werden, dass die Bilanz digitaler Geräte sich mit zunehmender Nutzungsdauer verbessert, und zusätzlich, wenn sie am Ende ihres Lebenszyklus recycelt werden.

Wasserverbrauch in der Herstellung

Entscheidend für den Wasserverbrauch ist das sogenannte virtuelle Wasser, also das Wasser, welches über den gesamten Herstellungsprozess und die spätere Nutzung und Entsorgung verbraucht wird.
Ein Blatt Frischfaserpapier verbraucht in der Herstellung etwa 10 Liter Wasser, Recyclingpapier verbraucht nur etwa 100 Milliliter pro Blatt. Die Herstellung eines Computers hingegen benötigt etwa 20 000 Liter Wasser. Auf den ersten Blick eine klare Sache: Papier gewinnt. Jedoch muss auch hier bedacht werden, dass ein Computer über Jahre genutzt werden kann, während ein großer Anteil von Papier nur einmalig nutzbar ist.

Die Nutzung macht den Unterschied

Im Energie-Segment wird es besonders interessant: Die Papierindustrie steht weltweit an Platz 5 des industriellen Energieverbrauchs. Die Herstellung von Papierprodukten aus Frischfasern ist demnach sehr energieintensiv – auch hier schneiden Produkte aus Recyclingpapier deutlich besser ab. Die anschließende Nutzung von Papier benötigt hingegen keine Energie mehr. Ist ein Buch einmal gedruckt, kann es über Jahrzehnte genutzt werden.

Die Herstellung von elektronischen Geräten ist ebenfalls energieintensiv, vor allem jedoch schlägt die Nutzung ins Gewicht. Allein das Internet produziert so viel CO₂ wie der globale Flugverkehr. Laut Schätzungen steigt der Energieverbrauch außerdem rasant. Im Jahr 2030 soll er so hoch sein, wie der Energieverbrauch der gesamten Weltbevölkerung im Jahr 2011.
Bei der Nutzung der beiden Medien zählt also das genau Gegenteil: Während Papier möglichst viel und lange benutzt werden sollte, um weniger Energie zu verbrauchen, steigt die Energiebilanz bei digitalen Medien umso mehr sie genutzt werden.

Ob digitale Medien oder Printmedien nachhaltiger sind, kann pauschal nicht beantwortet werden. Beide Formate haben jedoch ihre Berechtigung und ihren speziellen Nutzen. Wie nachhaltig ein Medium ist, wird von der oder dem Nutzenden maßgeblich mitbestimmt – zum Beispiel indem Recyclingprodukte oder nachhaltige Anbieter gewählt werden und bewusst mit der Lebensdauer und anschließendem Recycling eines Mediums umgegangen wird.

Zurück