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Drehkreuz für eine faire und nachhaltige Beschaffung

Organisationen des kirchlichen und öffentlichen Sektors sehen sich verstärkt vor die Herausforderung gestellt ihre Beschaffung nachhaltig zu gestalten. Dabei geht es oft darum, das Preis-Leistungs-Verhältnis der zu beschaffenden Produkte - idealerweise über den gesamten Lebenszyklus gesehen - zu verbessern, faire Arbeitsbedingungen zu fördern und gleichzeitig rechtliche Vorgaben zu erfüllen.

Gesamtgesellschaftlich gesehen hat eine solche Beschaffungspraxis großes Potenzial, denn die öffentliche Beschaffung macht in vielen Fällen einen Großteil des Bruttoinlandsprodukts eines Landes aus. Die öffentliche Beschaffung ist somit ein wichtiger Hebel für die Gestaltung nachhaltiger Wertschöpfungsketten und kann zugleich ein Innovationstreiber sein.

Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Beschaffung stehen kirchliche und öffentliche Institutionen vor ähnlichen Herausforderungen: die Komplexität von Produkten und deren Nachhaltigkeitsauswirkungen, undurchsichtige Wertschöpfungsketten, die Suche nach geeigneten Change-Management-Lösungen oder das Verständnis, wie digitale Lösungen helfen können. Schließlich versuchen auch mehr und mehr Unternehmen, ihre Produktportfolios umweltfreundlicher zu gestalten oder soziale Verbesserungen in ihren Lieferketten vorzunehmen.

Um dieses Vorhaben zu realisieren, ist ein Austausch zwischen den Zielgruppen inklusive der Einbeziehung zivilgesellschaftlicher Akteure wie NGOs oder regionaler Initiativen wichtig, denn viele Lösungen für die momentanen Herausforderungen können durch einen Austausch zwischen den Akteursgruppen überhaupt erst ermöglicht werden.

Das Collaborating Centre on Sustainable Consumption and Production (CSCP) gGmbH als gemeinnütziger Think-and-Do-Tank hat kürzlich ein Forschungsprojekt zum Potenzial eines Austausch-Hubs zu fairer und nachhaltiger Beschaffung zwischen Städten, Unternehmen und Zivilgesellschaft in Nordrhein-Westfalen abgeschlossen. Die Ergebnisse der im Projekt erarbeiteten Studie beruhen auf einer Recherche, darauf aufbauenden Umfragen und Experteninterviews sowie Diskussionen in einer Workshop-Reihe.

Zunächst wurden Herausforderungen für eine nachhaltige Beschaffung identifiziert, die sowohl für öffentliche Einrichtungen wie Städte oder Ministerien als auch für Unternehmen relevant sind. Anschließend wurden Lösungswege zu den Herausforderungen und somit zu einer Ermöglichung einer nachhaltigen Beschaffung analysiert.

Dabei wurde offensichtlich, dass Akteure aus öffentlichen Institutionen, Unternehmen und Zivilgesellschaft die Herausforderungen auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit weitestgehend ähnlich gewichten. So messen alle Gruppen den Themen „Markt- und Lieferantenengagement“, „Arbeitsrechte und menschenwürdige Arbeit“, „Konsumentennachfrage und -akzeptanz“ sowie dem „End-of-Life“-Aspekt von Produkten eine hohe Bedeutung bei. Darüber hinaus werden Querschnitts-Themen wie Governance und Change Management sowie die Digitalisierung als Ermöglichungstechnologie übergreifend als wichtig erachtet.

Bevorzugte Lösungen für die Herausforderungen unterscheiden sich zwar, dennoch werden einige Lösungen auch gruppenübergreifend hoch priorisiert, zum Beispiel auch ein persönlicher Austausch oder Online-Plattformen zur Verbesserung der Kommunikation im Kontext der Markt- und Lieferantenbeziehungen, die Verwendung von Fair-Trade-Labels (oder ähnlicher Standards) zur Gewährleistung von Arbeitsrechten und menschenwürdiger Arbeit oder kooperatives Handeln zwischen öffentlichen und privaten Organisationen bei der Verbraucherbildung.

Dies spricht für die Idee eines Austauschhubs („Sustainable Procurement Hub“), welches ambitionierten Organisationen eine Plattform bietet um akteursgruppenübergreifend Informationen auszutauschen, Anwendungsbeispiele zu replizieren und gegebenenfalls gemeinsam zu handeln. Das CSCP setzt sich dafür ein, ein solches Hub ins Leben zu rufen.

Weitere Informationen über das Projekt und das Austausch-Hub finden Sie auf der Projektseite „SP Hub“:

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