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Blauer Engel für Produkte aus Recycling-Kunststoff

Der Blaue Engel für Recycling-Kunststoff (UZ 30a) zeichnet Produkte mit einem besonders hohen Rezyklat Anteil aus, die gleichzeitig Anforderungen an Zusatzstoffen und Schadstofffreiheit einhalten müssen. Worin ihre ökologische Vorteilhaftigkeit liegt, welche Produkte bereits zertifizierten sind und worin der Unterschied zu anderen Kennzeichnungen liegt, soll diesem Artikel dargelegt werden.

Autorin

Julia Wagner, Umweltbundesamt

Hintergrund
In Deutschland werden zurzeit ca. 60 % aller Kunststoffabfälle aus den Wertstoffsammlungen thermisch verwertet (Gewinnung von Energie (Strom oder Wärme) aus der Verbrennung von Abfällen). 40 % der Kunststoffabfälle werden dem werkstofflichen Recycling zugeführt. Nach Exporten ins Ausland und technischen Verlusten werden nur noch etwa 17 % des Kunststoffabfalls als Rezyklat zur Herstellung von neuen Kunststoffprodukten weiter genutzt. (Quelle: Conversio 2018: Stoffstrombild Kunststoffe in Deutschland 2017).

Um Rohstoffkreisläufe im Kunststoffbereich zu fördern, zeichnet der Blaue Engel (UZ 30a) solche Produkte aus, die einen besonders hohen Anteil an recyceltem Kunststoff enthalten. Die Förderung ist nötig, da Rezyklate durch die aufwändige Sortierung und Wiederaufbereitung oft nicht günstiger sind, als konventionelle Kunststoffe auf Erdölbasis. Auch ist es als interessierte*r Verbraucher*in oder Einkäufer*in nicht immer leicht zu erkennen, ob und zu welchem Anteil ein Produkt aus recyceltem Kunststoff besteht. Der Blaue Engel bietet hier Konsument*innen eine Orientierung, und den Produzenten eine Möglichkeit ihre Produkte freiwillig zertifizieren zu lassen, sofern sie die angeforderten Kriterien erfüllen.

Kriterien
Der Blaue Engel wird zunächst nur für Produkte vergeben, deren Rezyklate aus Endverbraucherabfällen gewonnen wurden (PCR: Post-consumer-Rezyklate). Rezyklate, gewonnen aus Produktionsabfällen (Post Industrial Rezyklat), sind zumeist vorsortiert und werden bereits sinnvoll verwertet und benötigen keine weitere Förderung.
Zertifizierte Produkte müssen mindestens zu 80 % aus Rezyklaten bestehen. Da der Anteil nicht über Messungen nachgewiesen werden kann, muss die Herkunft des Rezyklates sowie die verwendeten Stoffströme nach dem EuCertPlast Zertifikat dokumentiert und extern zertifiziert werden.
Es werden zusätzlich einige gesundheitlichen Aspekte geprüft. Dazu gehört, dass in dem Ausgangsmaterial des Rezyklats die Abwesenheit von Phthalaten (Weichmacher), chlorierten und bromierten Substanzen (aus Flammschutzmitteln) sowie Cadmium und Blei nachgewiesen werden muss. Auch an die später zugebenen Zusatzstoffe werden Anforderungen gestellt, so dürfen keine giftigen Stoffe, die spezifischen Gefahrenkategorien entsprechen (z.B. „Kann vermutlich Krebs erzeugen“), verwendet werden.

Auf diesem Weg sollen die Produkte identifiziert werden, die nicht nur aufgrund des Rezyklat-Gehalts gut für die Umwelt, sondern auch gesundheitlich unbedenklich sind. Die Kriterien werden beständig weiterentwickelt. So können zukünftig beispielsweise eine Geruchsprüfung oder die Überprüfung der Recyclingfähigkeit integriert werden.

Produkte
Mehr als 80 Hersteller haben rund 140 Produkte bereits mit dem Blauen Engel für umweltfreundliche Recyclingkunststoffe zertifizieren lassen. Darunter fallen Folienprodukte wie Abfallsäcke, Versandtaschen und Tragetaschen, verschiedenste Behältnisse aus Hartplastik wie Mülltonnen, Wäschekörbe und Eimer aber auch Büromaterialien wie Briefablagen, Mappen oder Register. Es finden sich aber auch diverse Produkte für den Außenbereich wie Spielplatzausstattung, Parkbänke und Zäune. Die gesamte Produktpalette ist auf der Blauen Engel Webseite in übersichtlichen Kategorien einsehbar (www.blauer-engel.de).

Weitere Label und Kennzeichnungen
Es gibt zurzeit keine übergreifende standardisierte Kennzeichnung für den Rezyklat Einsatz. Zum Teil befinden sich auf den Produkten auch keine Angaben zum verwendeten Rezyklat Gehalt, aus Sorge der Produzenten, dass diese Produkte als minderwertig betrachtet werden könnten.
Eine übliche Art der Kennzeichnung ist die Verwendung des Drei-Pfeile-Symbols in Kombination mit der Anbringung eines Prozentwertes. Hierbei handelt es sich um eine Anbietererklärung nach DIN EN ISO 14021, die nicht zwingend extern überprüft wurde. Auch ist nicht definiert, aus welcher Art des Abfalls die Rezyklate gewonnen wurden.
Neben dem Blauen Engel, gibt es weitere Label, die den Rezyklat-Anteil sowie dessen Rückverfolgbarkeit prüfen und diesen teilweise direkt auf dem Logo ausweisen. Sie unterscheiden sich zu einem über die möglichen verwendeten Abfallquellen. Während flustix RECYCLED – DIN-Geprüft alle Formen von genutzten Rezyklaten auszeichnet, zertifizieren der Blaue Engel 30a sowie cyclos zertifiziert – Post Consumer Rezyklate nur Rezyklate gewonnen aus Endverbraucherabfällen. Das RAL Gütezeichen Recycling Kunststoff geht hier noch einen Schritt weiter und zeichnet nur Rezyklate aus haushaltsnahen Wertstoffsammlungen (z.B. Gelber Sack) aus.
Lediglich der Blaue Engel und flustix integrieren zusätzliche Anforderungen an die Überprüfung und Begrenzung von verschiedenen Schadstoffen. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist die freie Verfügbarkeit der zu erfüllenden Anforderungen, sowie die Veröffentlichung der zertifizierten Produkte, die beim Blauen Engel und flustix vorliegen.

Schlussbemerkung
Der Einsatz von Sekundärrohstoffen ist ein Grundpfeiler der Kreislaufwirtschaft und trägt wesentlich zur Schonung der Ressourcen bei. Recycling-Kunststoffe sind damit eine zukunftsfähige Alternative zu konventionellen Kunststoffprodukten. Grundsätzlich geht mit der Wiederverwendung von bereits vorhandenen Produkten und Vermeidung von neuen Produkten eine noch geringere Umweltbelastung einher.

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