Nachhaltiges Handeln in der Bauverwaltung des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR)
Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) arbeitet als Kommunalverband mit rund 19.000 Beschäftigten für die 9,6 Millionen Menschen im Rheinland. Als größter Leistungsträger für Menschen mit Behinderungen in Deutschland erfüllt er rheinlandweit Aufgaben in der Behinderten– und Jugendhilfe, in Psychiatrie und Kultur. Eine besondere Herausforderung ist es, das mit 1.463.794 m² BGF sehr umfangreiche und zum Teil denkmalgeschützte Immobilienportfolio, mit parkartigen Klinikgeländen, Förderschulen, (Freilicht-)Museen, Verwaltungsgebäuden etc. nachhaltig zu steuern.
Autorin
Linda Vogel
Stabsstelle “Umwelt- und Klimaschutz, Nachhaltiges Bauen, Bauprojektcontrolling” beim LVR
Selbst verordnete Standards zum ökologischen und wirtschaftlichen Bauen haben beim LVR eine lange Tradition. Bereits 1986 wurden die ersten Standards verpflichtend für alle Baumaßnahmen für Gebäude und Außenanlagen eingeführt und seitdem regelmäßig aktualisiert. Zur wirtschaftlichen Steuerung wurde vor ca. 20 Jahren zusätzlich ein Bauprojekt–Controlling initiiert, das unter anderem über die Betrachtung der Lebenszykluskosten neben den wirtschaftlichen Aspekten auch ökologische Standards bereits in den frühen Planungsphasen qualitätssichert.
Seit 2008 setzt die Verwaltung nach Beschlusslage der politischen Vertretung weitere Nachhaltigkeitskriterien um, z.B. die Umsetzung des Passivhausstandards für Neubauten, die ausschließliche Beschaffung von zertifiziertem Öko–Strom sowie den verbindlichen Einsatz von thermischen Solar– oder von Photovoltaikanlagen bei Neubauten und Dachsanierungen, wo immer dies möglich ist. Barrierefreiheit als Teilhabe von Menschen mit Behinderung am gesellschaftlichen Leben ist ein Kernthema aller Planungen. Eine Stelle „Nachhaltiges Bauen“ wurde eingerichtet und seit 2010 ist der LVR Mitglied der DGNB.
Neben vielen anderen Liegenschaften sind hier exemplarisch Beispiele für nachhaltiges Handeln in der Baupraxis anhand von Maßnahmen im LVR–Archäologischen Park Xanten (APX) genannt.
Der LVR–APX ist Deutschlands größtes archäologisches Freilichtmuseum. Herzstück ist das 2008 fertig gestellte LVR–Römermuseum. Kälte und Wärme werden hier durch 36 Erdsonden und zwei Wärmepumpen mit Wärmetauscher erzeugt. Der Neubau der Museumsgastronomie erfolgte als hocheffizienter Anbau an die historische, unter Denkmalschutz stehende, Windmühle, einem Backsteinbau von 1744. Um den für die Wärmepumpen einzukaufenden Strombedarf zu minimieren, wurden jeweils Photovoltaikanlagen installiert.Ebenso könnte auf dem 2017 in Passivhausbauweise fertig gestellten Verwaltungsneubau nach optionaler Aufstockung noch eine große Photovoltaikanlage errichtet werden.
Als weiterer Baustein des nachhaltigen Handelns ist der APX ls eine von derzeit 13 Einrichtungen des LVR - EMAS-zertifiziert. Zur Förderung der Biodiversität wird durch die Unterhaltung seltener Salbeiwiesen das Nahrungsangebot für Wildbienen und andere Insekten verbessert und eine nachhaltige Mobilität durch den Einsatz von zwei Elektro-Kleintransportern und vier E-Golf–Carts im Parkgelände gelebt. Für Mai 2019 ist zusätzlich die Installation einer E-Bike–Ladestation geplant, wie auch im LVR-Landesmuseum Bonn, der LVR-Zentralverwaltung in Köln-Deutz und anderen.
Schon 1995 hatte sich der LVR zum Ziel gesetzt, Dächer bei Neu– und Sanierungsmaßnahmen zu begrünen. Bisher wurden LVR–weit ca. 41.500 m² extensiv begrünt, davon 4.000 m² im LVR-APX. Für dieses vorbildliche Engagement wurde der LVR beim Wettbewerb Klimaaktive Kommune 2017 des Bundesumweltministeriums und des Deutschen Instituts für Urbanistik ausgezeichnet. Das Preisgeld wird für den Ausbau der Elektromobilität verwendet.