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Gemeinsam gegen den Verpackungsmüll

Im Dialog aller Akteure gelingt die Müllvermeidung durch Kreislaufwirtschaft

Die brisanten Umweltauswirkungen unseres Abfallaufkommens werden regelmäßig in den Medien aufgegriffen, sodass auch der Verpackungsmüll das Interesse der breiten Bevölkerung erreicht hat. Besonders der Plastikmüll in den Weltmeeren steht derzeit im Focus.

Autor
Marius Mertens
Collaborating Centre on Sustainable Consumption and Production (CSCP) gGmbH
+49 202 459 58 - 44
marius.mertens@scp-centre.org

Verpackungen sind ein fester Bestandteil unseres Lebensstils: Sie tragen zur Qualität und Sicherheit von Produkten entlang der Wertschöpfungskette bei. Sie werden genutzt um die Attraktivität von Produkten zu erhöhen und geben Raum für Werbung und Verbraucherinformationen. Diese vielfältigen Zwecke verwandelten viele Verpackungen zu High-tech-Produkten, die sich aus verschieden Materialien zusammensetzen. Der resultierende Abfall ist immens und komplex, entsprechend herausfordernd sind die Sortierung und das Recycling.

Hersteller machen ungern Abstriche, etwa wenn es um Einbußen bei der Produktsicherheit zugunsten von ökologisch sinnvolleren Verpackungen geht. Und das zurecht: Führen Einschränkungen bei Verpackungen zu Beschädigungen und Kontamination des Produktes, ist auch aus Nachhaltigkeitssicht wenig erreicht.

Ein Abfallkiller ist die Kreislaufwirtschaft mit folgender Hierarchie: 1. Vermeiden, 2. Wiederverwenden, 3. Verringern und 4. stoffliches Recycling. Der Weg dorthin beginnt mit einem Dialog aller Akteure: Politik, Hersteller, Handel, Konsumenten und Abfallwirtschaft müssen gemeinsam effektive Lösungen finden und zielgerichtet anpacken.

In Deutschland regelt das Verpackungsgesetz die Entsorgung von Verpackungen. Es gilt die erweiterte Produktverantwortung: Jeder, der befüllte Verpackungen in den Umlauf bringt, ist verantwortlich für deren Rücknahme und Verwertung. Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes im Januar 2019 sind die Anforderungen an die Verwertung von Verpackungen verschärft worden. Die Quote für die stoffliche Verwertung von Kunststoffen z.B. ist drastisch von 36% auf 58,5% angehoben worden. Anreize für das Vermeiden (Unverpackt), die Wiederverwendung (Pfandsysteme) oder Vorteile z.B. bei Rezyklateinsatz fehlen in der Gesetzgebung jedoch. Die Politik müsste die Kreislaufwirtschaft ansprechender fördern, Müllerzeuger zur Kasse bitten und gesetzübergreifende Kohärenz sicherstellen.

Hersteller sollten ihre Verpackungen hinsichtlich ihrer Umweltwirkung hinterfragen, je früher desto besser. Take-Make-Waste hat keine Zukunft – Hersteller sind gefragt über verpackungsfreie Lösungen nachzudenken, Verpackungen und Produkte von Rohstoffgewinnung bis zum Lebensende hinsichtlich ihrer Kreislauffähigkeit zu beleuchten und zu optimieren. Biologisch abbaubare Kunststoffe klingen ansprechend, haben aber noch keinen Recyclingweg. Sie zersetzen sich nur unter bestimmten Bedingungen und geben dabei keine Nährstoffe ab, sodass sie im Kompost hinderlich sind und aussortiert werden.

Der Handel kann Hersteller mit nachhaltigen Verpackungskonzepten fördern, z.B. durch eine gute Positionierung in Geschäften. Durch innovative Verpackungslösungen kann der Handel den vermehrt umweltbewussten Kunden attraktive Angebote machen.

Konsumenten können Schritt für Schritt anfangen unverpackt einzukaufen. Das hat seinen Reiz: Der Mülleimer bleibt leer, und die Küche gibt ein schönes Bild ab, wenn etwa Nudeln im Einmachglas gelagert werden. Konsumenten können auch das Recycling unterstützen, durch Trennung der Verpackungen in ihre Komponenten – man denke an den Aludeckel und die Pappbanderole des Joghurtbechers aus Kunststoff. Das stellt die Erkennung und Sortierung aller Materialien sicher.

Alle Akteure tragen täglich zum Müll bei – also tragen auch alle Verantwortung für dessen Vermeidung. Der Weg zur Kreislaufwirtschaft verlangt ein kollektives Umdenken: Wir brauchen ein gemeinsames Verständnis der notwendigen Schritte, um mit abgestimmten Bemühungen Erfolg und Mehrwerte für alle Akteure zu erzielen.

Das Collaborating Centre on Sustainable Consumption and Production (CSCP) hat Expertise und langjährige Erfahrung in der Organisation und Moderation von Dialogprozessen zu Nachhaltigkeitsthemen. Es erarbeitete und moderiert z.B. für REWE das ProPlanet Label zur Kennzeichnung von nachhaltigen Produkten. Für das Deutsche Milchkontor entwickelte das Institut ein Tool, dass die Nachhaltigkeitswirkung von Verpackungskonzepten bewertet und Akteursperspektiven berücksichtigt. Unsere Erfahrung zeigt, dass Prozesse immer dann Wirkung zeigen, wenn sie von allen Akteuren gemeinsam getragen werden.

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