Das Umweltmanagement des Katholikentags
Selbstverständlich kommt auch der Katholikentag nicht ohne ein eigenes Umweltmanagement aus. Wie es seinem christlichen Auftrag „Bewahrung der Schöpfung“ entspricht, kümmert sich der Veranstalter bereits seit vielen Jahren um eine nachhaltige Veranstaltungsorganisation.
Autor
Dr. Martin Stauch
Leiter der Geschäftsstelle des 101. Deutschen Katholikentags Münster 2018
Jedoch erst seit dem Katholikentag in Osnabrück 2008 kann man von einem echten nachhaltigen Umweltmanagement sprechen. Dafür ist es inzwischen durchaus vorbildlich für Großveranstaltungen. Was beinhaltet nun das Umweltmanagement des Katholikentags? Was macht es so besonders?
Nachhaltige Vorbereitung
Der Katholikentag wird durch eine Geschäftsstelle vorbereitet, die in jeder Stadt, in der der Katholikentag stattfindet, neu eingerichtet wird. Sie erledigt alle Aufgaben, die von Veranstaltern sonst gerne an eine externe Agentur vergeben werden.
Das Umweltmanagement ist dabei ein Querschnittsthema, das alle Bereiche betrifft. Von der Verpflegung über den Verkehr zu Drucksachen, Übernachtungen und Beleuchtung – es gibt kaum ein Thema, das nicht unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit betrachtet werden kann. Entsprechend breit angelegt ist das Aufgabenspektrum.
Unterstützt wird das Umweltmanagement des Katholikentags durch einen ehrenamtlichen Umweltbeirat, der für jeden Katholikentag neu zusammengestellt wird, aber auch stets Erfahrungsträger umfasst. Es sind vertreten die Arbeitsgemeinschaft der katholischen Umweltbeauftragten, Vertreter der Stadt, des gastgebenden Bistums, engagierter Verbände, der Verein zur Förderung kirchlicher Umweltarbeit, ggf. auch andere Personen, die das Thema beim Katholikentag wirksam unterstützen können.
Die Geschäftsstelle ergreift ihrerseits eine ganze Reihe von Maßnahmen, um die Vorbereitung des Katholikentags so nachhaltig wie möglich zu gestalten. So bezieht die Geschäftsstelle ausschließlich Ökostrom, sie kauft fair gehandelte Lebensmittel wie Kaffee, Schokolade, Knabbergebäck für Sitzungen, die Getränke stammen aus der Region und die Sitzungsverpflegung ist ökofair. Die Geschäftsstelle beachtet also regionale, biologische, saisonale und faire Kriterien.
Nachhaltige Durchführung
Für die Durchführung des Katholikentags werden ebenfalls zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um nachhaltig zu arbeiten. So ist es gelungen, die Frühstücksverpflegung der Teilnehmenden, die in Schulen verpflegt werden, zu einem großen Teil ökofair zu gestalten. Die Verpflegung der Helferinnen und Helfer ist dies ebenfalls. Beim Katholikentag in Münster wird es den „Friedensteller“ geben, ein gastronomisches Angebot, das auf Rezepten der FH Münster basiert. Diese wurden eigens für die Katholikentag entwickelt. Mit dem Projekt sollen die Zusammenhänge von Ökologie, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit beim Essen sinnlich erfahrbar werden. Das Logistikzentrum verfügt über energiesparende Fahrzeuge genauso wie über Lastenfahrräder. Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurde ein Fahrradverleih eingerichtet, der in Mannheim 2012 sogar zum Impuls für die flächendeckende Einführung eines Fahrradverleihs wurde.
Zur Durchführungsphase gehörte bisher stets ein umweltpolitisches Projekt. So wurde für den Katholikentag in Mannheim 2012 die Ausstellung „Zukunftsfähig leben“ konzipiert und gezeigt, in Regensburg das „Klimaneutrale Dorf“. Beiden Projekten ging es vor allem um ökologische Bildung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. So wurden 2014 viele Beispiele für „Upcycling“-Produkte gezeigt, ein Trend, der glücklicherweise immer mehr zunimmt.
In Leipzig stand das Projekt „BiodiverCity. Artenvielfalt in der Stadt“ im Mittelpunkt. An vier Leipziger Schulen wurden Projekte realisiert, die die Biodiversität in Städten dauerhaft erhöhen sollen. Das auf fünf Jahre angelegte Projekt wird demnächst von der UN-Dekade „Biologische Vielfalt“ ausgezeichnet.
Klimaneutraler Katholikentag
Das Herzstück des Umweltmanagements ist sicherlich der „Klimaneutrale Katholikentag“. Was bedeutet es? Ein Katholikentag ist grundsätzlich nicht emissionsfrei, verursacht also klimaschädliche Emissionen, die berüchtigten Treibhausgase.
Die bei Veranstaltungen frei gesetzten Treibhausgasemissionen schädigen die gesamten Atmosphäre und nicht nur am Ort der Veranstaltung. Sie sind weltweit schädlich.
Wenn aber Emissionen weltweit schädlich sind, so können sie auch weltweit eingespart werden. So verringert z.B. der Einsatz von Solarenergie anstelle eines Kohlekraftwerks in Indien die weltweite Belastung der Atmosphäre mit klimaschädlichen Emissionen.
Wenn die eingesparten Emissionen genau der Summe entsprechen, die eine Veranstaltung an klimaschädlichem CO2 emittiert, so spricht man von „Klimaneutralität“. Genau dies macht der Katholikentag, daher auch der „Klimaneutrale Katholikentag“.
Oberstes Gebot für den Katholikentag ist die Vermeidung von CO2-Emission. Erst dann wird die nicht zu vermeidende Emission über die Klima-Kollekte ausgeglichen! Die Anzahl der der anzukaufenden Zertifikate, um die Emissionen auszugleichen, wird beim Katholikentag von der kirchennahen Agentur „Klima-Kollekte“ ausgerechnet.
Der „Klimaneutrale Katholikentag“ ist also weit mehr als ein einfacher Ausgleich der Treibhausgasemissionen. Er umfasst ein ganzes Bündel an ökologisch relevanten Maßnahmen. Mit seinem Umweltmanagement gehört der „Klimaneutrale Katholikentag“ zu den führenden Großveranstaltungen auch im Bereich der Nachhaltigkeit.