Wärmedämmverbundsysteme mit dem Blauen Engel für Alt- und Neubau
Das Umweltbundesamt (UBA) empfiehlt, umgehend mit einer umfassenden Sanierung des Gebäudebestands zu beginnen. Ein nahezu klimaneutraler Gebäudebestand bis 2050 ist das Ziel der Bundesregierung. Derzeit verbrauchen Gebäude ein gutes Viertel des Gesamtenergiekonsums in Deutschland.
Autorin
Outi Ilvonen
Umweltbundesamt,
Fachgebiet Stoffbezogene Produktfragen
Besonders viel lässt sich der Wärmebedarf durch eine energetische Sanierung bei den ca. 12 Millionen Wohngebäuden senken, die aus der Zeit vor dem Inkrafttreten der ersten Mindeststandards an Wärmeschutz stammen. Dies trifft nach Angaben der Deutschen Energieagentur (dena) für 62 % der heutigen Wohnfläche zu. Auch bei Nichtwohngebäuden sind erhebliche Einsparpotentiale vorhanden, denn sie sind für über ein Drittel (37 %) des Gesamtgebäudeenergieverbrauchs verantwortlich.
Um die nachträgliche Wärmedämmung im Bestand und hohe Standards im Neubau zu unterstützen, hat das UBA Vergabekriterien für ökologische und gesundheitlich unbedenkliche Dämmstoffe für Innendämmung und für Wärmedämmverbundsysteme für Außenwände für das Umweltzeichen Blauer Engel entwickelt. Die Kriterien für Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) sind erstmals im Jahr 2010 erschienen. Aktuell sind 25 verschiedene Systeme mit dem Blauen Engel ausgezeichnet. Ein wichtiges Merkmal, das die Systeme mit dem Blauen Engel von den durchschnittlichen Systemen am Markt unterscheidet, ist die Minimierung von Bioziden und anderen umweltschädlichen Stoffen. Kunststoffbasierte Dämmstoffe für WDVS wie expandiertes Polystyrol, Polyurethan oder Phenolharzschaum sind nicht grundsätzlich ausgeschlossen. Bisher haben sich diese aufgrund der strengen Anforderungen an die eingesetzten Stoffe nicht auszeichnen lassen können.
Biozide, die eine algizide oder fungizide Wirkung an der Fassade haben sollen, dürfen nicht enthalten sein, da sie ausgewaschen werden und so die unmittelbare Umgebung und Gewässer belasten können. Diese Anforderung stand im Blauen Engel für WDVS von Anfang an. Häufig gehören Biozide zur Standardausrüstung der WDVS-Putze und -Farben. Der Blaue Engel gibt den Herstellern einen Anreiz, mit gezielter Rezepturoptimierung auch mit Putzen ohne Algizide und Fungizide langfristig schöne Fassaden zu erstellen. Denn trotz der strengen Biozidanforderungen, dürfen die Blauer Engel-WDVS nicht anfällig für Bewuchs sein.
Im Dezember 2018 hat die Jury Umweltzeichen überarbeitete Vergabekriterien für WDVS (DE-UZ 140) beschlossen. In den neuen Kriterien ist ein Schnellbewitterungstest für die Putzsysteme enthalten. Die Systeme müssen hundert regnerische Herbsttage im Labor ohne größeren sichtbaren Bewuchs durchstehen. Vergleichbare Nachweise sind möglich. Zum Beispiel eignet sich ein dokumentiertes, bewährtes Praxisobjekt als Nachweis. In einer Studie des Fraunhofer Instituts für Bauphysik im Auftrag des UBA hat sich gezeigt, dass die Schnellbewitterung ein geeigneter Ansatz ist, um gut praxistaugliche WDVS zu erkennen. Vorerst gelten die alten Vergabekriterien von 2010 und die neuen von 2018 noch parallel bis Ende 2020.
Der Blaue Engel für WDVS bietet eine leichte Orientierung für alle, die ein bautechnisch einwandfreies und ökologisch und gesundheitlich hochwertiges System auswählen wollen. Die neuen Vergabekriterien sind in Kürze auf dem Homepage des Blauen Engels (blauer-engel.de) abrufbar. Für eine Verdopplung der Sanierungsrate steht eine breite Auswahl von verschiedenen Systemen mit Mineralwolle, Mineralschaum, Holzfasern und Hanf zur Verfügung.