Zur Rolle der Behörden und Kommunen in der Großen Transformation
Editorial von Uwe Schneidewind,
Präsident des Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie
Das Titelbild des neuen Buches aus dem Wuppertal Institut zur “Großen Transformation” schmückt das Skulpturen-Ensemble “Points of View” des Bildhauers Tony Cragg.
Es steht sinnbildlich für die Idee der Zukunftskunst, die das gesamte Buch prägt: Bildhauerei mit Materialien wie Marmor oder Stein erfordert die oft wochen- und monatelange Arbeit mit harten, zumeist widerspenstigem Material – immer getragen von einer Gestaltungsidee, die im Ausgangsmaterial verborgen scheint. Am Ende entstehen dann solche zugleich monumentalen als auch filigranen Formen, wie sie uns Tony Cragg schenkt.
Die Arbeit an der Idee Nachhaltiger Entwicklung gleicht in diesem Sinne der Herausforderung eines Bildhauers oder eine Bildhauerin: Auch hier muss nur allzu häufig monate- und oft jahrelang an vermeintlich widerspenstigen politischen Widerständen, organisatorischen und persönlichen Routinen gearbeitet werden, bis am Ende nachhaltige Produkte, Organisationen und politische Rahmen entstehen.
Gelingen kann das nur, wenn an die Seite des Wissens über die komplexen Zusammenhänge ökologischer und sozialer Wirkungen spezifische Fähigkeiten treten, in der Politik oder in Organisationen neue Lösungen zu generieren und Bündnispartner dafür zu gewinnen.
Dabei muss die Veränderung immer von der einer Haltung getragen sein, die sich von der Vision einer Nachhaltigen Entwicklung auch in schwierigen Zeiten nicht abbringen lässt. Pionierinnen und Pioniere des Wandels verfügen über diese Kombination aus Wissen, Fähigkeiten und Haltung.
Nirgendwo wird das deutlicher als bei der Umsetzung von Nachhaltiger Beschaffung in Organisationen. Hier benötigt es viel Wissen über ökologische Zusammenhänge, über Herstellungsbedingungen und Produktalternativen, aber auch über Beschaffungsbestimmungen und –routinen in einer Organisation.
Doch das alleine reicht nicht. Es muss sich mit der Fähigkeit verbinden, lang eingefahrene Routinen zu brechen, Vorreiter und Bündnispartner in der Organisation zu finden und Kolleginnen und Kollegen für den Wert eines authentischen ökologischen Handelns zu begeistern.
Dafür braucht es einen festen eigenen Kompass, der auch in Phasen des Widerstandes immer wieder Halt und Orientierung gibt. Bei der Veränderung von Beschaffungsroutinen ist das nur allzu häufig der Fall.
Behörden und Kommunen sind ein guter Ort für eine solche Form der Zukunftskunst und können Vorbild für viele andere Organisationen sein.
Daher gilt gerade hier: Werden Sie Zukunftskünstlerin und Zukunftskünstler einer nachhaltigen Beschaffung!