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Umweltmanagement von Großveranstaltungen am Beispiel des Deutschen Evangelischen Kirchentags

Der Deutsche Evangelische Kirchentag (DEKT) findet alle zwei Jahre mit über 100.000 Teilnehmenden in einer bundesdeutschen Großstadt statt und dauert jeweils fünf Tage, von Mittwoch bis Sonntag. Die Teilnehmenden kommen von überall her, aus allen Teilen Deutschlands und aus der ganzen Welt. Zwischen dem Eröffnungsgottesdienst am Mittwoch und der Schlussversammlung am Sonntag werden bis zu 2.000 Einzelveranstaltungen angeboten. Die Vorbereitung beansprucht mehr als anderthalb Jahre.

Autoren
Dr. Oliver Foltin und Prof. Dr. Volker Teichert sind wissenschaftliche Referenten im Bereich Frieden und Nachhaltige der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST). Die fachliche Beratung des Kirchentags hinsichtlich EMAS erfolgt von Beginn an durch die FEST.

Umweltfreundliche Großveranstaltung
Der Kirchentag hat sich schon vor einigen Jahren das Ziel gesetzt, seine Veranstaltung möglichst ökologisch und klimagerecht nach der so genannten „Verordnung (EG) Nr. 1221/2009 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 25. November 2009 über die freiwillige Beteiligung von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem für Umweltmanagement und Umweltbetriebsprüfung (EMAS)“ durchzuführen.

Mit dem von der Europäischen Union entwickelten Umweltmanagementsystem kann sichergestellt werden, die Umweltleistungen von Organisationen kontinuierlich zu verbessern. Gegenstand der ersten EMAS-Validierung im Jahre 2004 war zunächst nur der Bürobetrieb des Zentralen Büros in Fulda. Ab dem Kirchentag in Köln 2007 wurden dann zusätzlich der Bürobetrieb der Geschäftsstelle und die Kirchentagsveranstaltungen nach EMAS validiert.
Der Kirchentag ist bislang die erste und einzige Veranstaltung, die ein solches Umweltmanagementsystem dauerhaft in ihrer Organisation verankert hat. Aus den Erfahrungen der vergangenen Jahre zeigt sich deutlich, dass ein solches Umweltmanagementsystem nicht nur zu einer stetigen Verringerung der Auswirkungen auf die Umwelt, sondern auch zu ständigen Umweltverbesserungen bei der Veranstaltung führt.

37. DEKT in Dortmund
Beim 37. DEKT in Dortmund werden die Westfalenhallen eine zentrale Rolle als Veranstaltungsort spielen. Darüber hinaus werden in Dortmund auch viele Veranstaltungen im Freien oder in anderen öffentlichen und kirchlichen Gebäuden durchgeführt. Die Nutzung von Freiflächen und Gebäuden hat Umweltaspekte durch Flächenverbrauch, temporäre Veranstaltungsaufbauten und die Nutzung elektrischer Geräte zur Folge. Außerdem werden Papphocker, Büromaterial, Reinigungsmittel und elektrische Energie, etwa für Musikveranstaltungen, in großem Maße benötigt. Des Weiteren entstehen auf den Freiflächen und in den Gebäuden Abfälle. Weitere wichtige Umweltaspekte sind die Verpflegung, die Mobilität, der Energieverbrauch, die CO2-Emissionen und die Beschaffung, die nachfolgend exemplarisch näher erörtert werden.

Verpflegung
Ziel des Kirchentags in Dortmund ist es, den Anteil von Lebensmitteln aus biologisch kontrollierten Anbau bei der Verpflegung von Helfenden und Teilnehmenden auf einem Niveau von über 50 Prozent zu halten. Hierzu sollen Schulungen die Verantwortlichen sensibilisieren und die Ehrenamtlichen bei der Gestaltung ihres Essensangebotes etwa beim Eröffnungsabend – „Abend der Begegnung“ – des Kirchentages mit Hilfe eines eigens hierfür entwickelten Kochbuchs „Was für ein Geschmack“ unterstützt werden.

Mobilität
In Dortmund wird es wieder ein in die Eintrittskarte des Kirchentages integriertes ÖPNV-Ticket geben. Die einzelnen Veranstaltungsorte liegen zudem räumlich recht nahe zusammen, so dass diese zu Fuß oder gut mit dem Fahrrad erreicht werden können. Hierfür wird es erneut eine Kooperation mit einem entsprechenden Anbieter geben und so die Stadt- und U-Bahnen entlastet. Die Anzahl der Lastenräder für die Fahrradkuriere, die den Materialtransport während der Veranstaltung unterstützen, wird in Dortmund ebenfalls erhöht.

Energie und CO2-Emissionen
Aufgrund der kurzen Wege in Dortmund wird während der Veranstaltung ein geringerer Treibstoffverbrauch – als etwa beim letzten Kirchentag in Berlin – anfallen. Durch die Beschaffung eines Plug-In Hybridautos für die Geschäftsstelle kann der Treibstoffverbrauch auch schon bei der Vorbereitung des Kirchentags reduziert werden. Mit den einzelnen Veranstaltungsorten sollen wieder Vereinbarungen über den Bezug von Ökostrom für die Dauer des Kirchentags abgeschlossen werden.

Beschaffung
Ein wichtiges Ziel des Kirchentages ist es, langfristig möglichst viele Materialien – wie etwa Papier – einzusparen. Für den Kirchentag soll daher die papierlose Büroorganisation weiter etabliert werden.

Abfall und Recycling
Textilreste – wie etwa nicht verkaufte Kirchentagesschals – werden unter anderem in kleinen Upcyclingprojekten wiederverwertet. So konnten aus rund 2.000 Schals aus Berlin in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung Bettwäsche genäht werden, die über den Kirchentagsshop online verkauft wurde. Während der Veranstaltung sind Wasserstellen an so genannten Informationstürmen vorgesehen, an denen Flaschen und Becher wieder befüllt und somit Plastikflaschen eingespart werden können.

Neben diesen Maßnahmen für den Kirchentag in Dortmund gibt es eine ganze Reihe etablierter Umweltstandards des Kirchentages, die seit vielen Jahren zum Selbstverständnis geworden sind. Die wichtigsten werden nachfolgend aufgeführt:

  • Sammelstellen für die verschiedenen Sonder-Abfallarten (CDs, Batterien, Energiesparlampen, Tonerkartuschen, Kork) in der Geschäftsstelle.
  • Aus einseitig bedrucktem „Papiermüll“ werden Schmierpapierblöcke hergestellt.
    Büromaterialien vergangener Kirchentage werden weiterverwendet.
  • Für die Geschäftsstelle und das Zentrale Büro wird Ökostrom bezogen.
  • CO2-ausgleichende Suchmaschinen werden als Standard-Suchmaschine installiert.
  • Alte Großgeräte (z.B. Kühlschränke) werden gegen energieeffiziente Ersatzgeräte ausgetauscht.
  • Energiesparfunktionen werden an allen Computern, Monitoren und Druckern voreingestellt.
  • Für den Druck von Unterlagen ist bei allen Druckern und Rechnern die Vorgabe doppelseitig und schwarzweiß als Standard eingerichtet.
  • In allen auflagenstarken Publikationen wird auf die Recycling-Papierqualität hingewiesen.
  • In den Büros weisen Tafeln und Tischaufsteller auf das Umweltmanagement hin.
  • Bei Ausschreibungen werden regionale Dienstleister bevorzugt und ökologisch engagiert arbeitende Firmen ausgewählt.
  • In Schulungen wird das Thema Umwelt und umweltfreundliches Verhalten behandelt.

Der Kirchentag möchte auch zukünftig Vorreiter für eine umweltverträgliche Großveranstaltung mit möglichst geringen Auswirkungen auf die Umwelt bleiben. Weitere Informationen zum Umweltmanagement des Kirchentages sind online abrufbar unter: www.kirchentag.de/ueber_uns/umweltengagement

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