Der nachhaltige Einkauf von Büromaterialien
Beim Papier kann durch doppelseitigen Ausdruck entweder gespart oder es kann auf umweltbewusstes Recyclingpapier umgestellt werden. Daneben gibt es aber noch weitere Büromaterialien, die auf Grundlage von Recyclingpapier hergestellt werden: Blöcke, Briefumschläge, Etiketten, Haftnotizen, Visitenkarten. Daneben sollte darauf geachtet werden, dass Druckerzeugnisse im Bürobetrieb auf Recyclingpapier gedruckt werden. Allein 2015 lag der Gesamtverbrauch an Papier in der Bundesrepublik bei 20,8 Millionen Tonnen. Jeder Deutsche verbrauchte somit im Schnitt 253 Kilogramm Papier
Autor
Prof. Dr. Volker Teichert
Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft e.V. in Heidelberg
Vorsitzender der Jury Umweltzeichen, die für die Vergabe des Blauen Engel verantwortlich ist.
Zunächst denkt man, was sind schon ein paar ausgedruckte Seiten, ein Coffee-to-go-Becher oder ein paar Werbeflyer? Alles zusammen genommen klingt zunächst nicht besonders dramatisch. Doch das Papier, das die Deutschen Tag für Tag bedenkenlos verbrauchen, summiert sich zu beachtlichen Mengen. So werden in Deutschland pro Jahr rund 7,6 Millionen Getränkebecher aus Pappe benutzt und weggeworfen. Diese Menge entspricht 50.000 Tonnen Papier. Für dessen Erzeugung muss eine Waldfläche abgeholzt werden, die so groß ist wie rund 1.000 Fußballfelder. Die Kaffee-Einwegbecher verursachen in Deutschland pro Jahr 40.000 Tonnen Abfall. Pro Jahr landen rund 30 Kilogramm Werbeflyer in jedem deutschen Briefkasten.
Nicht zu übersehen ist, dass der Papierverbrauch kontinuierlich ansteigt. Am Beispiel Hygienepapiere zeigt sich, dass vor zehn Jahren in Deutschland pro Kopf und Jahr rund 10 Kilogramm Toilettenpapier und ähnliche Hygienepapiere verbraucht wurden, 2014 sind es schon rund 16 Kilogramm jährlich. Weltweit rechnen Experten mit einem Zuwachs des Gesamt-Papierverbrauchs um 5 Prozent – pro Jahr.
Deutschland liegt bei Erzeugung und Papierverbrauch an vierter Stelle nach China, den USA und Japan. Um sich die Größenordnung des deutschen Papierverbrauchs besser vorstellen zu können, hier noch ein Vergleich: Die Waldfläche in Deutschland beträgt insgesamt 11,4 Millionen Hektar, das sind 32 Prozent der Gesamtfläche. Um den Rohstoffbedarf für die inländische Papierproduktion zu decken, müssten 10 Prozent des Bundesgebietes (30 Prozent der Waldfläche) abgeholzt werden. Zudem ist der Papierkonsum durch ein großes Ungleichgewicht gekennzeichnet: 80 Prozent der Weltbevölkerung verbraucht weniger als 30 bis 40 Kilogramm pro Person und Jahr, während die Industrienationen mit durchschnittlich 190 Kilogramm Papier pro Kopf und Jahr aufwarten.
Die Papierindustrie setzte 2015 rund 15,2 Millionen Tonnen Altpapier ein; diese Menge entsprach fast 74 Prozent Altpapier. Diese Quote stieg seit dem Jahr 2000 um mehr als 14 Prozentpunkte. Diese Steigerung senkte den Holz-, Wasser- und Primärenergieverbrauch pro Tonne Papier um etwa 60 Prozent. Das Mehr an Papierkonsum relativierte jedoch den Effizienzgewinn. Zudem gefährden Verunreinigungen aus Druckfarben, Kleb- und Papierhilfsstoffen inzwischen das Altpapierrecycling.
Die Altpapiereinsatzquote ließe sich noch erhöhen. Es ist technisch etwa möglich, mehr Altpapier bei der Herstellung von Zeitschriften-, Büro- und Administrationspapieren und vor allem bei der Herstellung von Hygienepapieren zu nutzen. Eine Nachfragesteigerung seitens Verbraucherinnen und Verbraucher würde dies befördern.
Die durchschnittliche Altpapiereinsatzquote in Deutschland stellt 2015 im internationalen Vergleich einen Spitzenwert dar, der allerdings noch relativiert werden muss. Während bei der Papierproduktion der Altpapieranteil zwar bei 73 Prozent (2015) liegt, bewegt er sich bei der Papierverbrauchsmenge, also der Mischung aus inländischer Produktion und Papierfertigimporten, nur noch bei 40 Prozent. Grund dafür ist die Einfuhr großer Mengen Frischfaserpapier. Diese Altpapiereinsatzquote, da sind sich die Experten einig, lässt sich jedoch noch steigern, denn im Unterschied zu Verpackungsmaterialien (100 Prozent) und Zeitungspapier (107 Prozent, weil 7 Prozent im Produktionsprozess verloren gehen) liegt die Altpapiereinsatzquote bei graphischen Papieren (z.B. Kopierpapier, Schulhefte) bei lediglich 52 Prozent. Das Angebot an graphischen Papieren aus Altpapier (Recyclingpapier) ist zwar vorhanden, es fehlt jedoch die Nachfrage beim Endverbraucher.
Wer beim Kauf von einem Paket Papier mit 500 Blatt (2,5 Kilogramm) zu Recyclingqualität greift, spart 5,5 Kilogramm Holz. Großabnehmer von einer Palette Papier, das sind 100.000 Blatt mit einem Gewicht von 500 Kilogramm, können durch Wahl von Recyclingpapier bewirken, dass etwa zweieinhalb ausgewachsene Bäume mit einem Durchschnittsgewicht von 440 Kilogramm erhalten bleiben. Und mit den 3 kWh, die man beim Kauf eines Kilogramms Recyclingpapier gegenüber Primärfaserpapier spart, lässt sich soviel Wasser erhitzen, dass man damit rund 210 Tassen Kaffee kochen kann.
Die Verwendung von Altpapier bei der Herstellung von grafischen Papieren trägt somit zur Schonung von Ressourcen, vor allem des Ökosystems Wald, und zur Verminderung des Abfallaufkommens bei. Im Vergleich zu Primärfaserpapier ist die Produktion von Recycling-Papier denkbar einfach. Der Basisstoff ist 100 Prozent Altpapier gebunden mit einem Bruchteil von Zellstoffen, Energien und Wasser. Hier hilft bei der Wahl des richtigen Recyclingpapiers das Umweltzeichen „Blauer Engel“ oder das FSC-Siegel.
Blauer Engel
Was nun die Herstellung von Recyclingpapier angeht, so müssen für grafische Papiere, die mit dem Blauen Engel ausgezeichnet sind, nach der Vergabegrundlage RAL-UZ 14 mindestens 65 Prozent an unteren, mittleren und krafthaltigen Altpapiersorten eingesetzt werden (siehe hierzu https://www.blauer-engel.de/de/produktwelt/haushalt-wohnen/recyclingpapier). Damit trägt Altpapier zur Ressourcenschonung durch eine hochwertige Verwertung der Abfälle bei. Die eingesetzten Chemikalien müssen bewertet sein, besonders kritische und solche die technisch vermeidbar sind, wie optische Aufheller, dürfen nicht verwendet werden. Viele Stoffe, die im Frischfaserpapier enthalten sein können, dürfen somit für Recyclingpapier mit dem Blauen Engel nicht verwendet werden. Ferner werden viele Chemikalien, wie etwa Weichmacher, durch die Reinigungsprozesse (Deinking) bei der Altpapieraufbereitung ausgeschleust.
Forest Stewardship Council (FSC)
Mit dem FSC-Siegel werden ökologische und soziale Standards zur Bewirtschaftung des Waldes festgelegt. Um zu kontrollieren, ob die FSC-Prinzipien eingehalten werden, prüft der FSC die einzelnen Forstbetriebe nicht selbst, sondern bevollmächtigt für diese Aufgabe unabhängige Zertifizierungsorganisationen. Nach bestandener Prüfung kann das Holz mit dem FSC-Siegel ausgezeichnet und vermarktet werden. Der FSC selbst überprüft einmal jährlich die Zertifizierungsorganisationen. Neben den Forstbetrieben müssen sich auch die Verarbeitungsbetriebe nach den Vorgaben des FSC zertifizieren lassen. In Deutschland sind 2016 rund 10 Prozent der Waldfläche nach FSC zertifiziert, das entspricht ca. 1,2 Mio. Hektar Waldfläche. Weltweit sind es rund 194 Mio. Hektar (2016), große Flächen zertifizierter Wälder befinden sich vor allem in Schweden (12,3 Mio. Hektar), Russland (42,7 Mio. Hektar), Kanada (53,9 Mio. Hektar) und den USA (13,8 Mio. Hektar).