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Das neue Energielabel in der Europäischen Union

Elektrische und elektronische Produkte verbrauchen Strom. Damit Sie als Hausmeister*innen beim Kauf oder der Kaufempfehlung entscheiden können, welche der Geräte energieeffizienter sind als andere, wurde 2005 von der Europäischen Union (EU) die so genannte Öko-Design-Richtlinie verabschiedet. Ziel dieser Richtlinie ist die umweltfreundliche Gestaltung von energiebetriebenen Produkten, zu denen 32 Produktgruppen zählen, unter anderem gewerbliche Kühl- und Tiefkühlgeräte, Staubsauger, gewerbliche Waschmaschinen und Wä-schetrockner, Transformatoren sowie Werkzeugmaschinen.

Autor
Dr. Volker Teichert ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Arbeitsbereich Nachhaltige Entwicklung der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft in Heidelberg.

Elektrische und elektronische Produkte verbrauchen Strom. Damit Sie als Hausmeister*innen beim Kauf oder der Kaufempfehlung entscheiden können, welche der Geräte energieeffizienter sind als andere, wurde 2005 von der Euro-päischen Union (EU) die so genannte Öko-Design-Richtlinie verabschiedet. Ziel dieser Richtlinie ist die umweltfreundliche Gestaltung von energiebetriebenen Produkten, zu denen 32 Produktgruppen zählen, unter anderem gewerbliche Kühl- und Tiefkühlgeräte, Staubsauger, gewerbliche Waschmaschinen und Wä-schetrockner, Transformatoren sowie Werkzeugmaschinen. Mit der Erweiterung auf energieverbrauchsrelevante Produkte 2009 umfasst der Anwen-dungsbereich mittlerweile auch Produkte, die den Energieverbrauch anderer Systeme beeinflussen. Beispiele hierfür sind etwa wassersparende Wasser-hähne und Duschköpfe, die nicht nur den Wasser-, sondern auch den Energie-verbrauch für die Warmwasserbereitung mindern.

Die Ökodesign-Richtlinie bildet die Grundlage für das Energielabel der Europäischen Union. Es verpflichtet die Hersteller nicht nur dazu, den Stromverbrauch ihrer Geräte eindeutig zu deklarieren, sondern auch die Lautstärke, den Wasserver-brauch oder die Schleuderwirkung (etwa bei Waschmaschinen) anzugeben. Effiziente Geräte haben letztlich auch wirtschaftliche Vorteile, indem am Ende des Jahres einige hundert Euro pro Gerat eingespart werden können.

Zur Entwicklung des Energielabels
Bereits seit 1998 gibt es das Energielabel; es gilt seitdem als verpflichtend für ener-giebetriebene und -verbrauchsrelevante Geräte. Das Energielabel gibt an, wie es um den Energieverbrauch bzw. die Energieeffizienz von Geräten bestellt ist. Eingeführt wurde zunächst eine Skala von A-G, wobei A den energieeffizientesten Gerä-ten vorenthalten war und G die größten Energieverschwender anzeigte. Auch andere Faktoren wie Lärmemissionen oder Wasserverbrauch wurden bereits damals auf den Labels mit angeführt. Im Laufe der Jahre hat vor allem der technische Fortschritt dazu geführt, dass immer mehr Geräte die Anforderungen der Energieeffizienzklasse A übertrafen, manche sogar deutlich.

Um die bestehenden Unterschiede zwischen Geräten, die alle die Klasse A erreichten, aber dennoch stark im Verbrauch variierten, zu verdeutlichen, wurden sukzessiv die Klassen A+, A++ und A+++ eingeführt. So war es Ihnen als Hausmeister*innen wieder möglich, das Gerät zu erwerben, das die besten Effizienzwerte aufwies. Mit der Novellierung des Energielabels erfolgt in diesem Jahr die Rückkehr zu den alten Kategorien. Die höchste Klasse ist wieder A und die niedrigste G. Was bis dato A war, heißt jetzt D, was zu-vor A+++ war, entspricht jetzt der Klasse A.

Doch Vorsicht ist geboten, denn auch die Anforderungen und die Methoden zur Berechnung der Energiebilanz haben sich verschärft, so kann es gut sein, dass ein Kühlschrank, der bisher in der höchsten Klasse A+++ eingestuft war, in die Klasse C oder gar D abrutscht. Für manche Produkte wurden die Anforderungen an die Klassen A und B sogar bewusst so hoch angesetzt, dass es bisher kein Gerät schafft, diese zu erreichen. Dies soll die Hersteller motivieren, ihre Geräte nochmals deutlich zu verbessern. Außerdem sollen auf den neuen Energielabels QR-Codes vorhanden sein, über die man weitere Informationen zum Produkt erhalten kann. Wie schon zuvor werden auf dem Label weitere Angabe zur Nutzung zu finden sein, wie beispielsweise bei Spülmaschinen die Dauer des Energiesparprogramms. Andere Angaben, wie der Jahresverbrauch, werden vereinheitlicht, sodass in Zukunft bei Wasch- und Spülmaschinen generell von 100 Spülgängen im Jahr ausgegangen wird: So fällt das Überschlagen des eigenen Verbrauchs leichter aus wie vorher, als man noch mit 280 Spülgängen und 220 Waschgängen gerechnet hatte. Die neue Messmethode soll alltagsnaher sein als die alte, sodass die Werte auf dem Label noch realistischer abgebildet werden.

Die neuen Labels gelten für bestimmte Produktgruppen, wie z.B. Kühl- und Gefrier-schränke, Geschirrspülmaschinen, Waschmaschinen, Fernseher und elektrische Displays bereits seit dem 1. März 2021. Für Lichtquellen gelten sie ab 1. September 2021 und für Geräte, wie beispielsweise Trockner, Staubsauger und Backöfen wer-den sie voraussichtlich erst ab 2024 eingeführt. Für Heizungen wird mit den neuen Labels sogar erst ab 2026 gerechnet.

So unterstützt Ökodesign einen effizienten Umgang mit Ressourcen
Ein Beispiel: Hersteller von Fernseher, Waschmaschinen und Geschirrspüler haben Ihnen oder fachlich kompetenten Reparateuren in Zukunft direkt die wichtigsten Ersatzteile zur Verfügung zu stellen. So müssen beim Geschirrspüler Türscharniere und -dichtungen, Sprüharme, Ablauffilter, Geschirrkörbe und Kunststoffzubehör wie Besteckkörbe mindestens zehn Jahre lieferbar sein. Außerdem muss bei der Herstellung die Reparierbarkeit und die Wiederverwendbarkeit berücksichtigt werden. Auch müssen Produkte leicht zerlegbar sein, sodass die Einzelteile getrennt entsorgt werden können. Stoffe, die sehr schwer zu recyceln sind, werden verboten. So sind halogenierte Flammschutzmittel, die beim Recycling der in Fernsehern und Monitoren enthaltenen Kunststoffe ein großes Problem darstellten, im Gehäuse schon nicht mehr erlaubt. Auch die Gebrauchsanleitung muss verschiedene Angaben, z.B. zur Reinigung und Pflege des Produkts enthalten, um die Lebensdauer des Geräts zu verlängern. Zusätzlich müssen Informationen über die Programmdauer und Verbräuche für verschiedene Programme bereitgestellt werden. Auch bei Lichtquellen ist auf der Verpackung die Lebensdauer anzugeben. Das alles soll Ihnen die Auswahl eines energieeffizienteren und damit umweltfreundlicheren Pro-duktes erleichtern.

Einspareffekte
Die EU-Kommission hat errechnet, dass allein die neuen Vorschriften von 2019 bezüglich Ökodesign und Energielabel den Energieverbrauch in der Europäischen Union bis 2030 jährlich um 167 TWh verringern werden. Dies entspricht in etwa dem jährlichen Energieverbrauch von Dänemark. Emissionen von 46 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent können auf diese Weise jährlich vermieden werden; Haushalte sparen im Schnitt 150 EUR im Jahr durch die Maßnahmen ein. Dazu kommen die Einsparungen aus den vorherigen Vorschriften, bei denen man bis 2020 jähr-lich mit einer Einsparung von 1.750 TWh rechnete, was dem jährlichen Endenergieverbrauch Italiens entspricht. Ein durchschnittlicher Haushalt sparte bereits 285 EUR im Jahr an Energiekosten auf Grund der Ökodesign-Richtlinie und den Ener-gielabels. Das Beispiel einer Produktgruppe, an der die Einspareffekte besonders deutlich werden, sind Lampen. Durch die Ökodesign-Richtlinie und die damit verbundenen Mindestanforderungen an die Effizienz von Lampen verschwanden die sehr ineffizienten Glüh- und Halogenlampen nach und nach vom Markt. Das Ange-bot effizienterer und umweltfreundlicherer LED-Lampen wuchs und brachte Energieeinspareffekte von bis zu 85% beim Austausch von Glühbirnen durch LED-Leuchtmittel.

Energie- und Ressourceneinsparung
Doch die Einspareffekte können durchaus verhindert werden, nämlich dann, wenn sich so genannte Rebound-Effekte einstellen. Mit ihnen wird der Zustand beschrieben, dass trotz immer energieeffizienterer Geräte der Gesamtstromverbrauch der Haushalte nicht sinkt, weil immer mehr und größere Geräte angeschafft werden. Um tatsächlich Energie einzusparen, ist es also entscheidend, dass Sie sich fragen, was sie wirklich an elektrischen Geräten brauchen, ob es z.B. wirklich ein Gerät sein muss, das dreimal so viel Energie verbraucht wie ein anderes, das aber vielleicht nicht alle technischen Möglichkeiten enthält. Auch in anderen Bereichen liegt es an Ihrem Verhalten. Energie kann beispielsweise gespart werden, indem
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  • beim Waschen niedrigere Temperaturen gewählt werden,
  • die Wasch- und Spülmaschine vollständig befüllt wird,
  • im Winter mit einer niedrigeren Raumtemperatur geheizt wird,
  • die elektrischen und elektronischen Geräte möglichst lange genutzt werden, bevor sie durch neue ersetzt werden.

Dabei ist jedoch zu beachten, dass es in manchen Fällen sinnvoll sein kann, alte energieineffiziente durch neue energieeffizientere Geräte bereits früher zu erset-zen, sofern die Energieeinsparungen größer als die Energie sind, die zur Herstellung des neuen Geräts benötigt wird. Dies kann insbesondere Heizungen betreffen.

Trotz energieeffizienterer Elektrogeräte ist der Stromverbrauch der privaten Haushalte in Deutschland nur geringfügig zurückgegangen: 1990 lag der Anteil am gesamten Stromverbrauch bei 25,7 Prozent, 2018 bei 25,1 Prozent. Effizienzsteige-rung führt somit nicht unbedingt zu einer Verringerung des Ressourcenverbrauchs. Weiter werden Sie durch einen gezielten Modellwechsel permanent dazu angehalten, ihre Produkte möglichst schnell durch ein neues zu ersetzen.

Spätestens am Ende des Lebenszyklus zeigt sich, was das für eine Ressourcenvernichtung darstellt. Eine Reihe von unterschiedlichen Beispielen soll dies unterstreichen: 2018 wurden in Deutschland etwa 853.000 Tonnen Elektroaltgeräte gesammelt; 2006 waren es noch 754.000 Tonnen. Der weit überwiegende Teil waren Altgeräte aus privaten Haushalten, das entspricht rund 9,3 Kilogramm pro Einwohnerin und Einwohner und Jahr. Das Einsparen von Ressourcen steht also nur bedingt im Fokus des persönlichen, aber auch des wirtschaftlichen Denkens. Dieses lineare Denken sollte von einem zirkulären abgelöst werden: „Nehmen, herstellen, wegwerfen – das war die Vorgehensweise des Industriezeitalters. Nehmt euch die Ressourcen, die ihr braucht, stellt etwas daraus her, werft weg, was bei der Produktion an Resten übrigbleibt, und wenn die hergestellten Produkte genutzt worden sind, werft auch sie weg. Heute wird diese Logik zunehmend durch ein neues Denken in Kreisläufen ersetzt.“

Ausblick
Eine relevante Produktgruppe, die als nächstes über Ökodesign und Energielabel stärker reguliert werden soll, sind Smartphones, Netzteile mit einheitlichen An-schlüssen, Wasserkocher und Hochdruckreiniger. Hierzu will die EU-Kommission bis 2023 ein verpflichtendes Energielabel einführen. Außerdem wurde 2020 der Aktionsplan Kreislaufwirtschaft beschlossen, der zum Ziel hat, die Ökodesign-Richtlinie auf möglichst viele Produktgruppen auszuweiten und dabei einen stärke-ren Fokus auf eine Kreislaufwirtschaft zu richten, also die Wiederverwendbarkeit von Produkten zu fördern.

Das Umweltbundesamt (2020d) hat ebenfalls vor kurzem „Leitsätze einer Kreislaufwirtschaft“ vorgelegt. Darin wird primär die Substitution von Primärmaterialien durch Sekundärrohstoffe hervorgehoben. Weiter sollen im Rahmen der Kreislaufwirtschaft auch die Materialkreisläufe verlangsamt, Ressourcen im Kreislauf gehalten und Produkte wieder- und weiterverwendet werden. Die hier beschriebene Kreislaufwirtschaft zielt in erster Linie darauf ab, Rohstoffe effizienter einzusetzen, Produkte langlebiger und nutzungsintensiver zu machen sowie Abfälle und Emissionen zu vermeiden, also zu einem zirkulären Wirtschaften überzugehen.

Das Umweltbundesamt (UBA) sieht in der Kreislaufwirtschaft einen Lösungsentwurf für die globalen Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 (Sustainable Development Goals, SDGs, indem sie nicht nur das Ziel 12 (Nachhaltige/r Konsum und Produktion), sondern auch das Ziel 6 (Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen), Ziel 8 (Menschenwürdige Arbeit und Wirtschafts-wachstum), Ziel 13 (Maßnahmen zum Klimaschutz), Ziel 14 (Leben unter Wasser) und Ziel 15 (Leben an Land) in den Blick nimmt. Ob sich die SDGs als Grundlage für ein nachhaltiges Produzieren und Konsumieren eignen, wird entscheidend davon abhängen, ob und inwieweit sie in das unternehmerische Handeln von Organisationen integriert werden können.

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