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Der „Blaue Engel“ als Kompass für eine nachhaltige Beschaffung von IKT-Technik

Schon beim Kauf von Geräten der Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) kann eine Organisation viel ändern, um umweltbewusst zu handeln. Fast jedes Büro hat Drucker und Kopierer, die sowohl Energie als auch Tinte und Druckerfarbe benötigen. Würde man beispielsweise leere Toner oder Tintenpatronen dem Hersteller zurücksenden oder in eine Sammelbox geben, spart dieses Verfahren für die Neuherstellung wertvolle Rohstoffe, die so durch Recycling wiederverwendet werden könnten. Daneben kommen in den Büros Arbeitsplatzcomputer, Netzwerke, Telefonie und Rechenzentren zum Einsatz.

Autor
Prof. Dr. Volker Teichert

Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft e.V. in Heidelberg
Vorsitzender der Jury Umweltzeichen, die für die Vergabe des Blauen Engel verantwortlich ist.

Der elektrische Energiebedarf für die Geräte der Informations- und Kommunikationstechnik ist in der Vergangenheit kontinuierlich angestiegen und entsprach 2007 bereits mehr als zehn Prozent des bundesweiten Energiebedarfs. In einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Zuverlässigkeit und Mikrointegration und des Borderstep Instituts für Innovation und Nachhaltigkeit wird von den Autoren prognostiziert, dass der Energiebedarf der IKT an den Arbeitsplätzen in den kommenden Jahren weiterhin sukzessive abnehmen und sich von 2015 bis 2025 um gut ein Drittel verringern wird.

Gegenläufig hingegen ist der Trend in den Bereichen der Telekommunikation und Rechenzentren, wo mittelfristig aufgrund eines kontinuierlich steigenden Datenverkehrs der IKT-bedingte Energiebedarf trotz Ausschöpfung erheblicher Verbesserungspotentiale leicht ansteigen wird. Der Energiebedarf der Telekommunikationsnetze und Rechenzentren wird in Summe von 18 TWh im Jahr 2015 auf 25 TWh in Jahr 2025 ansteigen. Berücksichtigt wurde in der vorliegenden Basisprognose bereits die Implementierung vieler Energiesparmaßnahmen, da das Thema Green-IT einen hohen Stellenwert in Deutschland hat, so die Autoren der Studie „Entwicklung des IKT-bedingten Strombedarfs in Deutschland“ aus dem Jahre 2015.

Blauer Engel
Für die Beschaffung von Geräten der IKT bietet sich der Blaue Engel an. Vergabegrundlagen gibt es für folgende Geräte:

  • Arbeitsplatzcomputer,
  • Beamer,
  • Datenträger-/Aktenvernichter,
  • Drucker,
  • Mobiltelefone,
  • Monitore,
  • Multifunktionsgeräte,
  • Rechenzentren,
  • Schnurlostelefone,
  • Tastaturen,
  • Telefonanlagen,
  • Voice over IP-Telefone.

Inmitten einer unüberschaubaren Zahl von Zeichen und Logos genießt das Umweltzeichen „Der Blaue Engel“ ein hohes Vertrauen bei Konsumentinnen und Konsumenten.

Bei den regelmäßigen Umfragen zum Umweltbewusstsein in Deutschland zeigte sich bei der letzten repräsentativen Bevölkerungsumfrage 2014, dass der „Blaue Engel“ nach wie vor eine hohe Bekanntheit genießt. 92 Prozent der Befragten gaben an, ihn zu kennen. Nur jedem zehnten Deutschen ist dieses Siegel kein Begriff.

Der „Blaue Engel“ hilft also, sich im Dickicht zahlreicher Produkte und Dienstleistungen für die ökologisch sinnvollere und zugleich qualitativ hochwertigere Variante zu entscheiden. Er ist ein klares und verlässliches Erkennungsmerkmal mit konkretem Informationswert. Rund 1.000 Unternehmen nutzen das Umweltzeichen für insgesamt mehr als 12.500 Produkte und Dienstleistungen in 85 Produktgruppen.

Die Vergabegrundsätze sehen vor, dass eine Auszeichnung für solche Produkte möglich ist, die sich im Vergleich zu anderen, demselben Gebrauchszweck dienenden Produkten, bei einer ganzheitlichen Betrachtung – unter Beachtung aller Gesichtspunkte des Umweltschutzes (einschließlich eines sparsamen Rohstoffeinsatzes) – insgesamt durch besondere Umweltfreundlichkeit auszeichnen, ohne dass sich dadurch ihre Gebrauchstauglichkeit wesentlich verschlechtert oder ihre Sicherheit beeinträchtigt wird. Wesentlich hierbei ist die postulierte ganzheitliche Betrachtung von Produkten, die zwei Ebenen einschließt, nämlich zum einen die verschiedenen Lebensphasen im Verlauf des Produktzyklus (d.h. von der Herstellung über den Ge- und Verbrauch bis hin zur Entsorgung), zum anderen die vom Produkt in der jeweiligen Phase ausgehenden Umweltbelastungen für die verschiedenen Umweltbereiche (z.B. Gefahrstoffe, Emissionen, Abfallaspekte).

Das Umweltzeichen besteht aus dem Blauen Engel, dem Umweltsymbol der Vereinten Nationen, sowie der Umschrift “Blauer Engel - Das Umweltzeichen”.

Der „Blaue Engel“ ist ein marktkonformes Instrument der Umweltpolitik, mit dem auf freiwilliger Basis die positiven Eigenschaften von Angeboten gekennzeichnet werden können. Damit fügt er sich in den Leistungswettbewerb um die bestmöglichen ökologischen Eigenschaften von Produkten (ausgenommen Lebensmittel) und Dienstleistungen ein.

Die Vergabegrundlagen der einzelnen Produktgruppen werden dynamisch an den Innovationszyklus eines Produktes angepasst. Der „Blaue Engel“ trägt entscheidend dazu bei, den Strukturwandel der Wirtschaft in Richtung nachhaltige Entwicklung zu beschleunigen, indem er den Wettbewerb der Hersteller untereinander, die eigenen Produkte durch innovative Technik zu Spitzenprodukten zu machen, fördert.

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