Übersicht Artikel

Divestment

Brot für die Welt und der FairWorldFonds
Die zentrale Forderung Gelder aus klimaschädlichen Investitionen - insbesondere aus Kohle, Öl und Gas – abzuziehen, hat in den vergangenen zwei Jahren wachsende öffentliche Aufmerksamkeit bekommen. Immer mehr institutionelle und öffentliche Investoren schließen sich diesem Aufruf an. Doch wohin mit dem Geld? Ein Beitrag von Ute Straub, Brot für die Welt

Autorin
Ute Straub

Referentin Ethisches Investment und Nachhaltigkeit auf den Finanzmärkten
Brot für die Welt

Der FairWorldFonds wurde vor etwas mehr als 7 Jahren auf gemeinsame Initiative von Brot für die Welt und dem Südwind Institut für Ökonomie und Ökumene als Publikumsfonds ins Leben gerufen.

Die Anlagepolitik des Fonds folgt einem Kriterienkatalog entsprechend der Wertetrias Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung und hat den Anspruch über einen reinen Do-No-Harm-Ansatz hinauszugehen. D.h. der Fonds investiert insbesondere in Unternehmen, die nicht einfach nur „keinen Schaden anrichten“ sondern darüber hinaus einen positiven Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung leisten. Mit seinen umfassenden und strengen Kriterien wurde er zu einem Erfolgsprojekt. Stetig wachsende Kapitalzuflüsse führten dazu, dass der Fonds sich mittlerweile zu einem der größten Nachhaltigkeitsfonds in Deutschland entwickelt hat.

Während die Partner aus der Finanzbranche den Fonds managen verantwortet Brot für die Welt die Arbeit des Kriterienausschusses. Dieser Ausschuss entwickelt die Anlagekriterien stetig weiter und prüft jede Anlagemöglichkeit auf Herz und Nieren, ob diese den Kriterien des Fonds entspricht und in das Anlageuniversum aufgenommen werden kann.

Die Arbeit des Kriterienausschusses zeigt, wie schwierig es ist, neue Wertpapiere und Emittenten ausfindig zu machen, die den strengen Kriterien entsprechen. In Kleinstarbeit werden z.B. Unternehmen gesucht, welche nicht gegen umfangreichen Ausschlusskriterien, wie z.B. systematische Menschenrechtsverletzungen oder Kinderarbeit verstoßen, einen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung leisten und gleichzeitig auch die notwendigen Marktkriterien erfüllen. Viele börsennotierte Unternehmen kommen aber insbesondere durch Intransparenz und schlechte Arbeitsbedingungen hier nicht in Frage.

Im Falle des FairWorldFonds sah sich das Fondsmanagement im Sommer letzten Jahres genötigt einen vorübergehenden Stopp der Zuflüsse – ein sogenanntes Soft Closing durchzuführen. Das heißt es werden keine neuen Gelder mehr aufgenommen, bis das Anlageuniversum vergrößert werden konnte, ohne eine Verwässerung der strengen Aufnahmekriterien zu riskieren.

Die Forderung nach Nachhaltigkeit auf dem Finanzmarkt ist untrennbar mit der Nachhaltigkeit der Realwirtschaft verwoben. Die Realwirtschaft aber hinkt den Investoren hinterher. Höchste Zeit dies zu ändern! Dafür brauchen wir endlich auch verbindliche Regeln für Unternehmen zur Einhaltung sozialer und ökologischer Standards und Arbeitsnormen. Freiwillige Selbstverpflichtungen reichen nicht aus.

Nach wie vor gibt es für Finanzprodukte keinen gesetzlich geschützten Nachhaltigkeitsbegriff. Geben wir nicht Acht, laufen wir Gefahr, dass der Nachhaltigkeitsbegriff bis zur Unkenntlichkeit immer weiter ausgedehnt wird. Hier ist der Gesetzgeber gefragt Mindeststandards und Transparenzregeln einzuführen.

Zurück