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von Thomas Heine

„Einkäufer müssen Nachhaltigkeit bis zum Endkunden weiterdenken“

Im Rahmen des ersten „JARO B2B Dialogs“ trafen sich am 11. Februar mehr als 70 Einkaufsverantwortliche und Lieferanten in den Räumlichkeiten der Deutschen Bahn in Berlin, um auf Warengruppenebene umweltschonende und sozialverträgliche Lösungsansätze für die Beschaffung zu diskutieren und weiterzuentwickeln.

Das JARO Institut e.V. und die JARO Services GmbH starteten mit diesem interaktiven Format eine Veranstaltungsreihe zum Thema Nachhaltigkeit im Einkauf, um eine Plattform für den Erfahrungs- und Wissensaustausch aufzubauen. Frau Yvonne Jamal, Vorstandsvorsitzende des JARO Instituts e.V., erläuterte in ihrem Grußwort die Vision des Instituts: Nachhaltiges Handeln in Wirtschaft, Verwaltung und Organisationen aller Art zum Standard zu machen. Bei der Vorstellung des Dialogformats betonte sie das Ziel der Veranstaltung, Lieferanten und Einkäufer stärker miteinander ins Gespräch zu bringen, um gemeinsam Lösungen für eine nachhaltige Beschaffung zu finden. Dass dies sich lohnt und nicht nur Kosten verursacht, bestätigte auch Herr Hans-Christoph Schwärzler, Senior Sustainability Consultant der Deutschen Bahn und Mitglied des JARO Beirats. Er verwies auf eine Untersuchung der Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz und des Öko Instituts, die 2019 die herkömmliche mit der nachhaltigen Beschaffung in 15 Warengruppen verglich: Unter Betrachtung des Lebenszyklus konnten demnach durchschnittlich vier Prozent der Kosten eingespart werden.

Mit Shift, Aveato Catering, Revive Interior, Cloud&Heat Technologies, IKEA Business, Seedbomb City stellten sich sechs Lieferanten aus den Bereichen IT, Catering, Einrichtung und Druckartikel dem Fachpublikum vor. In drei minütigen Pitches erläuterten sie, wie sie mit ihren Produkten und Dienstleistungen zu einer nachhaltigen Zukunft und zum Klimaschutz beitragen. Die Firma Shift GmbH beeindruckte im Pitch mit ihrer gelebten Unternehmensphilosophie: „Tuen wir so viel Gutes wie möglich, während wir so wenig Schaden wie möglich anrichten“. Im Anschluss arbeiteten die Teilnehmer in sechs parallelen Workshops-Gruppen und äußerten sich über Erfolge und Hürden in den Handlungsfeldern IT, Energie und Abfallmanagement, Textilien, Mobilität und Catering, Büro-, Druck- und Werbeartikel sowie Verpackungen und Logistikleistungen. Nach 90 Minuten intensiven Austausches präsentierten die Moderatoren der Workshops allen Teilnehmern die Diskussionsergebnisse. Alle Gruppen betonten, dass sie sich mehr Transparenz in ihren Lieferketten wünschen und dafür nun stärker mit ihren Lieferanten kommunizieren wollen. Dafür empfiehlt sich ein strukturiertes Vorgehen basierend auf einer abgestimmten Nachhaltigkeitsstrategie, die Sensibilisierung der internen Stakeholder und der Endkunden zu verantwortungsvollerem Konsum sowie die Offenheit für Kooperationen und Initiativen, um gemeinsam Standards zu entwickeln und Lösungsansätze auszutauschen.

In seiner Abschluss-Keynote beschrieb Herr Uwe Günther, Chief Procurement Officer der Deutschen Bahn AG, den Zusammenhang zwischen Leadership und Sustainability anhand konkreter Beispiele. Nachhaltigkeit bekommt z.B. im Rahmen der Vergabeentscheidung als Qualitätskriterium einen immer größeren Stellenwert. Zudem nutze die Deutsche Bahn statt einer Savings Guideline bereits eine Value Guideline, um die Einkaufserfolge nicht nur auf monetäre Aspekte zu reduzieren. Herr Günthers Forderung an die Teilnehmer: „Als Einkäufer müssen Sie Nachhaltigkeit bis zum Endkunden weiterdenken und klare Nachhaltigkeitskriterien für den gesamten Einkaufsprozess festlegen“. Seit 2019 seien 60 Prozent des Einkaufsvolumens der zentralen Beschaffung nach CSR-Kriterien bewertet. „Ziel ist es, dieses Niveau zu halten und qualitativ zu verbessern”, so Herr Günther. Die Bahn ist außerdem Gründungsmitglied der europäischen Brancheninitiative “Railsponsible”, die sich für bessere Nachhaltigkeitspraktiken entlang der Wertschöpfungskette einsetzt. Nichtsdestotrotz ist das unzureichende Angebot an innovativen Lösungen in der Eisenbahnindustrie noch immer eine Herausforderung.

Das JARO Institut stellte darüber hinaus erstmals die Initiative „True Leaders Club“ vor. Damit will JARO ein internationales Netzwerk von engagierten Persönlichkeiten aufbauen, die als True Leaders ihre Verantwortung kennen und ihren Einfluss nutzen, um selbst und mit anderen aktiv zur Erreichung der 17 UN-Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) beizutragen. Die Initiative möchte den Austausch und die Kooperation in Punkto Nachhaltigkeit in allen Sektoren und Branchen fördern.

Das JARO Institut und der Bundesverband Einkauf, Materialwirtschaft und Logistik (BME) überreichten an diesem Abend die zweite BME Zertifizierung für Level 1 an Frau Nicole Samstag, Einkaufsleiterin der Freien Universität Berlin und ihre Kollegin Carola Warns. Beide arbeiten bereits intensiv an der Umsetzung für das Level 2. Die BME Zertifizierung für nachhaltige Beschaffungsorganisationen wurde vom BME und dem JARO Institut entwickelt, um Orientierung, Vergleichbarkeit und Standardisierung im Bereich nachhaltige Beschaffung zu bieten.

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