Newsdetails
von Thomas Heine

Europäische Telekommunikationsunternehmen müssen bei Steuertransparenz mehr tun

Das institutionelle Investorennetzwerk SfC-Shareholders for Change hat heute einen Ergebnisbericht über ihren Engagement-Dialog bei den europäischen Telekommunikationsunternehmen Vodafone, Deutsche Telekom, Telecom Italia und Orange veröffentlicht.

Das Engagement konzentrierte sich auf Fragen der Steuertransparenz und der aggressiven Steuervermeidung. Dem vorausgegangen war die SfC-Studie "Bad Connection", die einen allgemeinen Mangel an steuerlicher Transparenz bei vier großen europäischen Telekommunikationsunternehmen aufgedeckt hatte. „Die Förderung und Umsetzung von Steuergerechtigkeit ist eine der Prioritäten unseres Netzwerks von Nachhaltigkeitsinvestoren", erklärt Tommy Piemonte, Leiter Nachhaltigkeitsresearch bei der Bank für Kirche und Caritas. „Wir haben deshalb Anfang letzten Jahres einen Dialog mit allen vier Telekommunikationsunternehmen gestartet, in dem wir darauf gedrängt haben, die Daten der länderbezogenen Berichterstattung (Country-by-Country-Reporting, CbCR) zu veröffentlichen und uns die Rolle bestimmter Tochtergesellschaften mit Sitz in Niedrigsteuerländern zu erläutern.“

Drei der vier Unternehmen waren sehr an dem Dialog mit SfC interessiert. Die Ausnahme bildete das in Frankreich ansässige Unternehmens Orange, das keine Gesprächsbereitschaft zeigte. Während Vodafone bereits CbCR-Daten veröffentlicht, gingen weder die Deutsche Telekom noch Telecom Italia auf die SfC-Forderung ein, dieser Art der Steuertransparenz zukünftig öffentlich nachzukommen. Obwohl die von Vodafone veröffentlichte länderbezogene Berichterstattung zu begrüßen ist, offenbarte sich jedoch eine Steuerplanungsstrategie, die offensichtlich aggressiver ist als die der Deutschen Telekom und Telecom Italia. Vodafone ist derzeit deswegen zwar keinem direkten regulatorischen Risiko ausgesetzt, könnte aber Reputationsrisiken begegnen. „Denn aus solchen Steuerplanungsstrategien können sich erhebliche Steuereinnahmeverluste für Großbritannien und andere europäische Länder ergeben, die mit Auswirkungen auf deren Sozialsysteme, gerade in Corona-Zeiten, auf wenig öffentliches Verständnis stoßen", so Piemonte. Dies scheint bei der Deutschen Telekom und Telecom Italia nicht der Fall zu sein, zumindest nicht im gleichen Maße wie bei Vodafone.

Der Engagement-Dialog wurde von dem Steuerexperten Tommaso Faccio (Universität Nottingham), Mitbegründer von Tax Justice Italia, begleitet. Nachfolgende Tabelle fasst die Ergebnisse der SfC-Engagement-Aktivitäten bei den vier Telekommunikationsunternehmen zusammen.

Über SfC – Shareholders for Change
Das 2017 gegründete europäische Netzwerk institutioneller Investoren Shareholders for Change SfC betreibt gemeinsam "Engagement" mit dem Ziel, Unternehmen und Staaten zu motivieren, Nachhaltigkeitsaspekte verstärkt zu berücksichtigen. Es hat momentan elf Mitglieder aus sieben europäischen Ländern und vertritt zusammen über 26 Milliarden Euro verwaltetes Vermögen. Die Engagement-Aktivitäten werden hauptsächlich mit europäischen Unternehmen sowohl über Stimmrechtsausübung bei Aktien als auch über Dialoge mit Unternehmen durchgeführt. Inhaltliche Schwerpunkte der SFC-Engagement-Aktivitäten bilden neben Arbeits- und Menschenrechten, aggressive Steuervermeidung und Steuergerechtigkeit sowie CO2- Emissionen und Klimawandel. Mehr Informationen erhalten Sie auf der Shareholders for Change Website:

Die 11 Mitglieder von Shareholders for Change sind:
- Bank für Kirche und Caritas eG (Deutschland)
- Ecofi Investissements, Groupe Crédit Coopératif (Frankreich)
- Etica Sgr, Bankgruppe Etica Etica (Italien)
- Fair-Finance Vorsorgekasse (Österreich)
- Fondazione Finanza Etica (Italien)
- Fundación Finanzas Éticas (Spanien)
- Meeschaert Vermögensverwaltung (Frankreich)
- ABS - Alternative Bank Schweiz (Schweiz)
- Ethos Stiftung (Schweiz)
- Forma Futura Invest (Schweiz)
- Friends Provident Stiftung (UK)

Zurück