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von Thomas Heine

Minister stellt Siegel „Grüner Knopf“ vor

Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller hat heute das staatliche Textilsiegel Grüner Knopf vorgestellt. Zum Start machen 27 Unternehmen mit. Sie haben alle die Anforderungen des Textilsiegels erfolgreich bestanden. 26 weitere Unternehmen sind derzeit im Prüfprozess.

Der "Grüne Knopf" ist ein freiwilliges Siegel für Textilien, die hohe soziale und ökologische Standards erfüllen. Produkte wie T-Shirts, Bettlaken oder Rucksäcke müssen 26 anspruchsvolle Sozial- und Umweltstandards einhalten – von Abwassergrenzwerten und dem Verbot gefährlicher Chemikalien bis hin zu Mindestlöhne und dem Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit. Zusätzlich wird das Unternehmen anhand von 20 weiteren Kriterien geprüft: Legt es Lieferanten offen? Gibt es Beschwerdemöglichkeiten für die Näherinnen vor Ort? Schafft es Missstände ab?

Als staatliches Meta-Siegel kann der Grüne Knopf wichtig werden, weil es für Bund, Länder und Kommunen bald keine Ausrede mehr gibt, nur noch Textilien zu beschaffen, die diese Auszeichnung tragen.

Zum Start deckt der Grüne Knopf die beiden wichtigsten Arbeitsschritte "Nähen" und "Färben" ab: Hier laufen alle der 100 Milliarden Kleidungsstücke weltweit durch. Hier arbeiten 75 Millionen Menschen. Und der Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza erfolgte bei diesem Arbeitsschritt.

In den kommenden Jahren wird der Grüne Knopf auf weitere Produktionsschritte wie den Baumwollanbau ausgeweitet. Auch die Sozial- und Umweltkriterien werden kontinuierlich weiterentwickeln, z.B. hin zu existenzsichernden Löhnen. Ein Beirat aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft unterstützt dies.

27 Unternehmen machen bereits mit, darunter Start-Ups, Mittelständler, anerkannte Nachhaltigkeits-Vorreiter und großen Unternehmen: Alma & Lovis, Aldi Nord, Aldi Süd, Brands Fashion, CharLe, Derbe, Dibella, Engel, Feuervogl, Hans Natur, hessnatur, Hopp, Kaufland, Kaya&Kato, Lidl, Manomama, Melawear, Millitomm, Modespitze Plauen, Phyne, Posseimo, Rewe Group, Schweickardt Moden, Tchibo, Trigema, Vaude, 3 Freunde.

26 weitere Unternehmen sind derzeit im Prüfprozess, unter anderem Hugo Boss, die Otto-Group und auch kleinere Unternehmen wie Socks4Fun.

Klaus Müller, Vorstand der Verbraucherzentrale Bundesverband: „Der Grüne Knopf hat das Potenzial Verbraucherinnen und Verbrauchern eine bessere Orientierung im Siegeldschungel zu geben. Ob er die hohen Erwartungen erfüllt und bei Verbrauchern ankommt, hängt entscheidend von einer ehrlichen Kommunikation bei der Einführung des Siegels ab.“
Barbara Meier, Textilbotschafterin und Germany’s Next Top-Model: „Wir sollten nie unterschätzen, welche Macht wir als Konsumenten haben. Am Ende des Tages richtet sich eine ganze Branche auch nach unseren Wünschen und Bedürfnissen.“
Ralf Scheller, Vorstand TÜV Rheinland: "Mit dem Grünen Knopf setzt die Bundesregierung ein sehr wichtiges Zeichen. Der Grüne Knopf ist ein Schritt in Richtung Nachhaltigkeit, dem weitere Industriezweige folgen können."
Ulrich Lilie, Präsident Diakonie Deutschland: „Als Diakonie begrüßen wir die Initiative des BMZ, denn wir wollen uns künftig stärker zum Thema „Nachhaltige Textilien" engagieren. Schließlich kommen in unseren Einrichtungen große Mengen an Bettwäsche, Handtücher und Berufskleidung zum Einsatz. Deshalb ist dies für die Diakonie ein hochrelevantes Thema."
Thomas Linemayr, Vorsitzender der Geschäftsführung (CEO) Tchibo: „Wir begrüßen das Ziel des Grünen Knopfes, Konsumenten eine nachhaltigere Produktwahl möglichst einfach zu machen und die Unternehmen selbst auf ihr gesamtes Nachhaltigkeitsengagement zu überprüfen. Wir sind stolz darauf, beim Start dabei zu sein.“
Alexander Birken, CEO Otto Group: „Ich begrüße die Initiative von Minister Müller, den Verbraucherinnen und Verbrauchern mit dem Grünen Knopf mehr Orientierung beim Kauf nachhaltig und fair produzierter Textilien zu bieten. Die Otto Group unterstützt dieses Ziel aktiv und stellt sich mit ersten Konzerngesellschaften den Anforderungen der Zertifizierung.“
Rayk Mende, Geschäftsführer CSR Aldi Nord: „Mit dem Grünen Knopf geben wir unseren Kundinnen und Kunden eine zusätzliche Orientierung beim Einkauf.“
Wolfgang Grupp jr., Trigema: „Der Grüne Knopf ist für uns ein wichtiges Vertrauenssiegel. Eines das uns allen zeigt: Trigema ist die Marke mit Verantwortung.“
Jürgen Schweikardt, Inhaber Schweikardt Moden: „Der Grüne Knopf geht in die richtige Richtung, Herzlichen Glückwunsch!“
Antje von Dewitz, Geschäftsführerin Vaude „Wir erleben, dass immer mehr Menschen mit gutem Gewissen Kleidung kaufen möchten. Der Grüne Knopf bietet ihnen eine klare Orientierung, indem er als staatliches Siegel ökologisch und fair produzierte Produkte kennzeichnet. Wir freuen uns, dass wir zum Start dabei sind und für 98 % der aktuellen VAUDE Bekleidung den Grünen Knopf erhalten.“
Andrea Ebinger, Geschäftsführerin hessnatur: „Wir begrüßen, dass das Thema Nachhaltigkeit in der Mode, das wir aus tiefster Überzeugung seit mehr als 40 Jahren praktizieren, jetzt vom BMZ und dem engagierten Team nach vorne gebracht wird. Im Grünen Knopf sehen wir das Potenzial, Vorreiter für mindestens europaweite Standards in der ökologischen und sozial fairen Textilproduktion zu sein.“
Dr. Raoul Kirmes, Deutsche Akkreditierungsstelle („Prüfer der Prüfer“): „Die Deutsche Akkreditierungsstelle unterstützt das staatliche Siegel Grüner Knopf. Dem Verbraucher wird ein verlässliches Erkennungszeichen für sozial und ökologisch nachhaltig produzierte Textilien angeboten, das einer staatlichen überwachten Kontrolle unterliegt. Die Einführung einer staatlichen Kontrolle über Zertifizierungsstellen für verbraucherrelevante Labels und Siegel war lange überfällig, denn der Verbraucher kann seine Kaufentscheidung nur dann auf Nachhaltigkeit ausrichten, wenn er den Versprechen der Siegel und Zertifikate auch vertrauen kann. Als global angelegtes System entspricht der Grüne Knopf weltweit harmonisierten ISO-Standards und damit dem EU und WTO-Recht. Dies ist insbesondere im Textilsektor, bei maximal globalisierten Lieferketten, unabdingbar.“
Thilo Hoppe, entwicklungspolitischer Beauftragter von Brot für die Welt: „Der Grüne Knopf geht trotz einiger Anfangsschwächen in die richtige Richtung und sollte meiner Meinung nach eine Chance bekommen, sich zu etablieren und weiterzuentwickeln. Diese Weiterentwicklung ist auch nötig, damit nicht nur das, was in den Textilfabriken und Färbereien geschieht, unter die Lupe genommen wird, sondern in der gesamten Lieferkette nachweislich Umwelt-, Sozial- und Menschenrechtsstandards eingehalten werden. Auch das in der Präambel der Satzung verankerte Ziel, existenzsichernde Löhne anzustreben, muss in absehbarer Zeit in Angriff genommen werden.
Pirmin Spiegel, Hauptgeschäftsführer Misereor: „Wir begrüßen, dass Minister Müller das Thema „Nachhaltige Mode“ mit dem Textilsiegel „Grüner Knopf“ weiter ins Bewusstsein der deutschen Öffentlichkeit bringt und damit zeigt, dass sich die Bedingungen in der Textilindustrie dringend zum Besseren ändern müssen.“

Statement der Zivilgesellschaft zum neuen Siegel

Die Vorstellung des Textil-Siegels "Grüner Knopf" nutzt die Zivilgesellschaft im Textilbündnis zu einer kritischen Standortbestimmung. Die zivilgesellschaftlichen Bündnis-Mitglieder kritisieren, dass der Grüne Knopf genauso wie das Textilbündnis nur eine freiwillige Maßnahme ist. Dringend notwendig sei aber ein Gesetz, das Sorgfaltspflichten in Bezug auf Menschenrechte, Umwelt und Korruptionsvermeidung für alle Unternehmen verbindlich regelt. Dieses Gesetz müsse die Basis für soziale, ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit bilden. Freiwillige Maßnahmen wie der Grüne Knopf und ein verbessertes Textilbündnis könnten darauf aufbauen.

Als freiwillige Multi-Stakeholder-Initiative könne das Textilbündnis aufbauend auf einer gesetzlichen Regelung Sinn machen, wenn es glaubhaft und transparent die Einhaltung der Sorgfaltspflichten durch Unternehmen überprüfe. "Der derzeitige Mechanismus gewährleistet allerdings nicht, dass Mitgliedsunternehmen insbesondere die wesentlichen menschenrechtlichen Risiken erfassen und diesen mit angemessenen Maßnahmen wirksam begegnen", sagt Gisela Burckhardt von FEMNET. "Die geplante Überarbeitung des Überprüfungsmechanismus muss auch für die Öffentlichkeit besser sichtbar machen, ob und wie wirksam ein Unternehmen die Umsetzung der Menschenrechte in seiner Lieferkette sicherstellt."

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