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von Thomas Heine

Nachhaltige Beschaffung stärken

Mit dem Projekt "Freiwillig Fair- für eine global verantwortliche Beschaffung in NRW" verfolgt das Eine Welt Netz NRW das Ziel, dass Kommunen in NRW das Potential ihrer Einkaufsmacht über die öffentliche Beschaffung zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der weltweiten Konsumgüterproduktion einsetzen - von Natursteinen, Lebensmittel bis hin zu Arbeitskleidung oder auch IT-Hardware. Mit Regionalen Workshops und Fachtagungen erreichte "Freiwillig Fair" Akteure aus insgesamt 76 Kommunen. Die Veranstaltungen informierten kommunale Mitarbeiter*innen und zivilgesellschaftlich Engagierte über die rechtlichen Hintergründe einer fairen Vergabepraxis, sie lernten Best Practice Beispiele aus NRW, Deutschland und Europa kennen und tauschten sich über eigene Erfahrungen und Herausforderungen aus.

Die Corona-Pandemie lehrte alle, dass ein Austausch auch digital machbar und sinnvoll ist. So wurden ab März regionale Workshops und eine Fachtagung in einem digitalen Format erfolgreich durchgeführt.

Aus Sicht des Eine Welt Netz NRW fordert die Covid-19 Pandemie von uns noch eindringlicher die öffentliche Beschaffung schrittweise konsequent auf ökologische und soziale Ziele auszurichten. Eine nachhaltige öffentliche Beschaffung ist ein wichtiger Baustein und wichtiger politischer Hebel für den notwendigen Umbau der Wirtschaft. Sie leistet einen wesentlichen Beitrag für eine ökologische, soziale und ökonomische Stabilität und Widerstandsfähigkeit: Sie fordert zum einen von Unternehmen ein deutlich stärkeres Risikomanagement und einen besseren, verantwortungsvolleren Blick auf die eigenen Lieferketten. Zu anderen unterstützt eine nachhaltige öffentliche Beschaffung die notwendigen Investitionen in nachhaltige, zukunftsorientierte Märkte. Eine nachhaltige Beschaffungspraxis ist daher ein wichtiger Baustein zur mittelbaren Pandemiebekämpfung und stellt einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zu Klimaschutz, Rettung der Artenvielfalt und für die Einhaltung von Menschenrechten und Arbeitsschutz dar.

Covid-19 stellt uns gesellschaftlich und ökonomisch vor sehr große Herausforderungen. Diese sind für alle direkt und unmittelbar spürbar. Jedoch nur schleichend und meist nur mittelbar nehmen wir auch die weiteren, ebenfalls dringlichen globalen Herausforderungen, wie Klimawandel, Verlust der Artenvielfalt, den über die globalen Belastungsgrenzen gehenden Ressourcenverbrauch oder auch Arbeitsschutz- und Menschenrechtsverletzungen entlang globaler Lieferketten wahr.

Renommierte Wissenschaftler*innen, wie Professor Josef Settele vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), und Dr. Sandra Junglen, Leiterin der Arbeitsgruppe "Ökologie neuartiger Arboviren" am Institut für Virologie, Charité Universitätsmedizin Berlin.[1], stellen einen Zusammenhang zwischen der Zerstörung von Ökosystemen und dem verstärkten Auftreten von Pandemien her.

In der Krise wird deutlich, wie sehr die Corona-Pandemie gleichzeitig auch mit globaler und sozialer Ungleichheit verwoben ist - es trifft die Armen und Schwachen am stärksten, hier und weltweit. Menschen in der ersten Stufe weltweiter Lieferketten sind aufgrund fehlender Absicherung besonderes gefährdet. So wird z.B. den Beschäftigten in den Textilfabriken in Bangladesch durch Fabrikschließungen die Existenzgrundlage entzogen.

Die Verbindung zwischen dem Raubbau an der Natur und Pandemien sowie die gravierenden ökonomischen und sozialen Folgen von Covid-19, verdeutlichen drastisch, wie dringend die konsequente Umsetzung der vereinbarten globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs) erfolgen muss.

Stimmen aus Politik und Wissenschaft fordern deshalb einen nachhaltigen "Wiederaufbau" nach der Covid-19 Pandemie. So merkte Bundesfinanzminister Olaf Scholz an, das kommende Konjunkturprogramm ökologisch auszurichten. Ebenso spricht sich die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina für einen nachhaltigen Ansatz bei der Krisenbewältigung aus. Sie empfiehlt eine Wende zu nachhaltigen Wirtschaftsformen, mehr europäischer und internationaler Kooperation sowie eine Stärkung der Daseinsvorsorge und Gemeinschaftsgüter.

Außerdem sind über 200 Unternehmenschef*innen, Politiker*innen, Nichtregierungsorganisationen und Gewerkschaften dem Aufruf des französischen EU-Politikers Pascal Canfin gefolgt und stellen fest, dass die notwendigen massiven Investitionen nach der Covid-19 Pandemie in den Aufbau einer "klimaneutralen Wirtschaft, dem Schutz der Artenvielfalt und die Umgestaltung der Agrar- und Lebensmittelindustrie" fließen müsse. [2]

Es ist eben "Nix Jacke wie Hose" - sondern konkretes nachhaltiges verantwortliches Handeln ist notwendig - auch in der öffentlichen Beschaffung.

Das Projekt "Freiwillig Fair- für eine global verantwortliche Beschaffung in NRW" des Eine Welt Netzes NRW wurde gefördert durch Engagement Global mit ihrer Servicestelle Kommunen in der Einen Welt und mit Mitteln des BMZ und der Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen.

Weitere Informationen gibt es hier

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